Cuban Boxing Night: La Cruz stoppt Prasovic + Ergebnisse Undercard

Die Berliner Promotion AGON Sports um Ingo Volckmann veranstaltete als erste Promotion seit 1962 eine professionelle Boxveranstaltung im Inselstaat Kuba.

AGON schreibt mit der „Cuban Boxing Night“ nicht nur deutsche Boxgeschichte

Der Berliner Promoter Ingo Volckmann, der AGON Sports im Jahr 2016 gründete, erhielt vor wenigen Wochen die außergewöhnliche Gelegenheit, nicht nur mehrfach ausgezeichnete kubanische Boxer unter Vertrag zu nehmen, sondern erstmals auch eine Veranstaltung direkt im karibischen Inselstaat Kuba auszurichten.

Bei der „Cuban Boxing Night“ stiegen im Convention Center des Melia Internacional gleich mehrere hochdekorierte kubanische Box-Helden in den Ring. Auch AGONs Neuzugang Moussa Gholam, ein marokkanischer Top-15-Superfedergewichtler, bestritt seinen ersten Fight für AGON. Mit Yakelin Estornell schrieb zudem eine Frau Geschichte – als erste professionelle Boxerin, die unter kubanischer Flagge einen Boxring bestieg.

Yakelin Estornell erfolgreich im Profidebüt, gewinnt WBA Fedelatin Titelkampf

Für die zweifache kubanische Meisterin Yakelin Estornell war der Abend ein Meilenstein ihrer Karriere als Boxerin. Er war nicht nur ihr Debüt in den professionellen Rängen, sie bestritt zudem einen WBA Fedelatin Titelkampf im Weltergewicht gegen die Dominikanerin Lina Tejada. Das Duell begann actionreich und intensiv. Estornell wat sofort im Angriffsmodus und schoss aus allen Rohren. Ihre Gegnerin versuchte, sich auf eine „Keilerei“ einzulassen und boxte mit, musste aber bereits früh erste klare Treffer zum Kopf einstecken.

In der zweiten Runde des auf maximal acht Runden angesetzten WBA-Titelkampfes, machte die Kubanerin erneut unerbittlichen Druck Zu viel für Tejada – und auch den Referee. Der brach das Duell nach einem Schlaghagel mit einer Vielzahl von Treffern durch Estornell ab.

Neuer WBA Continental Americas Gold-Champion: Moussa Gholam stoppt Misael Vasquez eindrucksvoll

In seinem AGON-Debüt traf der marokkanische Superfedergewichtler Moussa Gholam (22-1, 13 KOs) auf den Dominikaner Misael Vasquez (17-4(3)-1, 15 KOs). Gholam begann das Duell aus der Ringmitte, von wo aus er mit seinem Jab arbeitete. Lücken, die sich ihm boten, nutzte er geschickt aus. Vor allem sein linker Körper und rechter Aufwärtshaken trafen immer wieder ihr Ziel, was Vasquez schon früh schmerzhaft erfahren musste. Bereits in der ersten Runde wackelten die Beine des Dominikaners.

Im zweiten Durchgang versuchte Gholam noch variabler zu boxen. Attacken seines Gegenübers prallten zumeist an seiner soliden Deckung ab oder flogen ins leere. Der Marokkaner, der sich dem AGON-Boxstall erst kürzlich anschloss, arbeitete immer wieder wechselnd zu Körper und Kopf. Mit einem knackigen Haken ans Kinn klingelte er Vasquez an. Weitere Treffer führten dann zum Abbruch durch den Referee und WBA Continental Americas Gold-Titelgewinn für Moussa Gholam!

Arlen Lopez sichert sich haushohen Punktsieg über Martin Ezequiel Bulacio

Seinen vierten Kampf als Profi bestritt der zweifache Olympiagoldmedaillist (2016 und 2020) Arlen Lopez (3-0, 2 KOs), der Teil des „Kuba-Deals“ von AGON Sports ist. Der Halbschwergewichtler traf im Kampf um den WBA Continental Latin America Titel auf den Argentinier Martin Ezequiel Bulacio (14-8(3), 10 KOs). Der Mann aus Guantanamo beanspruchte zugleich die Mitte des Ringes und trieb seinen argentinischen Kontrahenten vor sich her. In wechselnder Auslage konnte er früh gute Kontertreffer erzielen.

In der dritten Runde begann Bulacio, der im September Serhat Güler ausknockte und zuletzt gegen Luka Plantic über die Punkte unterlag, aus der Nase zu bluten, nachdem Lopez ihn immer wieder frontal mit seinen Geraden traktierte. Durch Schulterrollen und Rückschritte verfehlten viele Attacken des Argentiniers ihr Ziel. Lopez agierte variabel und wechselte mehrfach pro Runde seine Auslage, was seinem Gegner ebenfalls zu schaffen machte. In der Fünften fanden mehrere harte Hände zum Kopf ihr Ziel. Im sechsten Durchgang standen beide immer wieder Fuß an Fuß: Bulacio versuchte kurze Haken anzubringen, während Lopez immer wieder mit seinem Aufwärtshaken durchkam, die den Kopf des Argentiniers nach hinten fliegen ließen. Obwohl Lopez der klar bessere Mann in diesem Titelduell war, „überzeugte“ er jedoch nicht wirklich.

Schlussendlich war der Sieg jedoch nur noch Formsache. Nach 10 Runden, in der nahezu jede Runde einander glich, erhielt Arlen Lopez seinen verdienten Punktsieg. Mit 99-91, 100-90 und 100-90 setzte er sich mehr als klar bei den Punktrichtern durch und sicherte sich somit nicht nur seinen vierten Sieg als Profi sondern auch den WBA Continental Latin America im Halbschwergewicht!

Lazaro Alvarez stoppt Miguel Queliz Santos

Im vierten Kampf des Abends traf Lazaro Alvarez (6-0, 3 KOs), der dreimal Bronze bei Olympia und dreimal Gold bei den Weltmeisterschaften holte, auf Miguel Queliz Santos (10-0-1, 4 KOs) aus der Dominikanischen Republik. Alvarez, der seit August 2023 nicht mehr als Profi im Ring stand, bekam in seinem siebten Kampf in den professionellen Rängen ebenfalls die Chance auf seinen ersten Titel. Gegen Santos ging es um den WBA Continental America Titel im Leichtgewicht.

Das Duell der Rechtsausleger begann früh mit einem Niederschlag. Der 34-jährige Alvarez traf sein Gegenüber in einer Kontersituation mit einem linkem Kopfhaken, woraufhin Queliz kurz einknickte, das Gleichgewicht verlor und den Boden berührte. Alvarez agierte dominant und konnte sowohl in Angriffs- als auch Kontersituation gute Treffer erzielen. Queliz wollte sich jedoch nicht die Butter vom Brot nehmen lassen und nutzte jede Gelegenheit. Beide gingen ein hohes Tempo. In der siebten erzielte Alvarez einen weiteren Niederschlag, wovon sich der Dominikaner jedoch recht schnell wieder zu erholen schien. Doch Alvarez setzte in dieser Runde besonders energisch nach, was immer wieder für brenzliche Situationen. Immer wieder schlugen seine schnellen Hände zum Kopf ein, einzelne Körperschläge öffneten dabei zuvor die Deckung.

In der Pause zur achten Runde hatte die Ecke des Mannes aus Santo Domingo ein Einsehen und gab das Zeichen zur Aufgabe. Lazaro Alvarez ist nach diesem Kampf auf kubanischen Boden zurück bei den Profis und gewinnt den WBA Continental America Titel im Leichtgewicht!

Erislandy Alvarez knockt Brainer Vasquez eiskalt aus!

Ein besonderes Augenmerk an diesem Abend lag auf dem erst 24-jährigen Olympiasieger von Paris Erislandy Alvarez (3-0, 1 KO). Der im Superleichtgewicht boxende Ausnahmeathlet traf in seinem vierten Fight in den bezahlten Rängen auf Brainer Vasquez Soli (21-5(3)-1, 13 KOs) aus der Dominikanischen Republik. Für beide ging es um den WBA Continental Latin America Titel.

Dass Alvarez selbstbewusst ist, machte er nicht nur beim gestrigen Wiegen klar. Auch beim Walkin verspürte man mit dem jungen Kubaner „Champion-Atmosphäre“. Nach nicht einmal 30 Sekunden in der ersten Runde, hatte Alvarez nicht nur eine Vielzahl an Treffern zum Kopf im Ziel – er knockte seinen Gegner eiskalt aus! Mit mehreren harten Haken zum Kopf schickte Erislandy Alvarez den aus Santo Domingo angereisten Brainer Vasquez kopfüber auf die Bretter, wo er mit schmerzverzogenem Gesicht liegenblieb und das Duell sein Ende fand. Boxfans können sich sicher sein: wir werden noch viel von Erislandy Alvarez hören, der das Zeug hat, ein ganz großer Champion bei den Profis zu werden!

Julio Cesar La Cruz muss früh zu Boden, knockt Dilan Prasovic in der Dritten nach vier Niederschlägen aus

Mit Julio Cesar La Cruz (3-0, 3 KOs) stieg ein echter kubanischer Star in Varadero in den Ring. Gegen den Montenegriner Dilan Prasovic (18-5(5), 15 KOs) kämpfte der zweifache Olympiasieger und fünffache Weltmeister bei den Amateuren in einem WBA Final-Eliminator im Bridgerweight.

La Cruz dominierte früh die Ringmitte. Mit häufig hängender Deckung versuchte er Prasovic zu locken, mied dabei immer wieder die langen Hände des Mannes aus Montenegro, nur um dann selbst zu kontern. In der zweiten Runde musste La Cruz nach einem linken Haken von Prasovic auf die Bretter, fand jedoch wieder auf die Beine und kämpfte sich zurück. Nach einem Konterschlag schickte er seinerseits seinen Gegner auf den Ringboden und die Halle stand Kopf! Prasovic stand rechtzeitig wieder auf den Beinen und konnte die Runde beenden.

In der dritten Runde erwsichte La Cruz seinen Widersacher erneut mit einem rechten Haken und schickte ihn abermals zu Boden. Der Referee gab den Kampf nochmal frei, La Cruz setzte nach und erzielte einen weiteren Niederschlag, doch Prasovic kam erneut hoch. Jetzt hatte der Doppel-Olympiasieger das Momentum auf seiner Seite. Mit einem gezielten Schlag auf die Leber beendete er mit dem nunmehr vierten Niederschlag den Fight im dritten Durchgang und ist nun offizieller Pflichtherausforderer des amtierenden WBA Bridgerweight-Weltmeisters Muslim Gadzhimagomedov. Gegen ihn gewann La Cruz bei den olympischen Spielen in Tokio, verlor dann allerdings 2023 knapp bei der IBA Champions Night.

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