Im Sartory Saal in Köln fand am 08.05.2022 eine Veranstaltung von Wasserman/Probellum mit dem Main-Event Radavon vs. Bejaran statt. Christina Hammer und Leon Bunn waren zwei Highlights einer stark besetzten Undercard.
Federgewicht: Arnold Khegai (17-1-1) vs. Ruben Tostado Garcia (25-9-0)
Im ersten Kampf des Abends hatte es der Ukrainer Arnold Khegai (17-1-1) mit dem Mexikaner Ruben Tostado Garcia (25-9-0) zu tun. Arnold Khegai hatte 2020 an der Weltspitze angeklopft. Damals boxte er gegen den heutigen WBC und WBO-Weltmeister im Super Bantamgewicht Stephon Fulton und verlor nur nach Punkten. Mittlerweile möchte der Ukrainer mit koreanischen Wurzeln eine Gewichtsklasse höher – im Federgewicht – für Furore sorgen. Ruben TostadoGarcia konnten, nach mutigem Start, auch schnell die Grenzen aufgezeigt werden. Ende der ersten Runde erzielte Khegaibereits deutliche Wirkungstreffer. In der zweiten Runde schlug Khegai seinen Gegener zwei Mal nieder. In der dritten Runde wurde Garcia innerhalb kürzester Zeit wieder niedergeschlagen. Der Ringrichter brach den Kampf, richtiger Weise, ohne Zählen ab. Gegenüber den Fans konnte Khegaiu.a. mit seinen vielen schönen Aufwärtshaken glänzen.
Supermittelgewicht: Oliver Zaren (6-0-0) vs. Novak Radulovic (13-7-1)
Die Attraktion des zweiten Kampfs war Oliver Zaren (6-0-0). Der junge Däne hat mit Mikkel Kessler einen prominenten Mentor. Mit 22 Jahren steht Oliver Zaren jedoch immer noch am Beginn seiner Karriere. In seinem siebten Profikampf hatte Zaren nun mit Novak Radulovic (13-7-1) erstmals einenGegner, der mehr Siege als Niederlagen vorzuweisen hat. Zaren dominierte jede Runde und bestimmte jederzeit die Kampfdistanz aus der Mitte des Rings. Der 187 cm große Däne lauerte nicht auf Konter, sondern deckte Radulovic ständig mit Kombinationen ein. Der zähe Serbe Radulovic konnte sich über die Kampfdistanz von 6 Runden ohne Niederschlag oder schwere Wirkungstreffer retten. Am Ende war die Verkündung des Ergebnisses zu Gunsten von Zaren trotzdem nur eine Formsache.
Federgewicht Sophie Alisch (7-0-0) vs Eva Cantos (3-4-1)
Sophie Alisch (7-0-0) aus Berlin wird von Wasserman aktuell als große deutsche Hoffnung des Frauenboxens präsentiert. Dass es dafür gute Gründe gibt, hat man in ihrem Kampf gegen Eva Santos (3-4-1) aus Spanien gesehen. Alisch investierte eindeutig mehr in den Kampf als Ihre Gegnerin. Mit Doppeldeckung ständig im Vormarsch hatte Alisch mit Sicherheit die höhere Schlagfrequenz in jeder Runde.
Es zeigten sich aber auch Defizite. In Runde eins wurde sie zuerst ausgekontert und entschied sich dann dafür mit Ihrer Gegnerin „mitzuschlagen“. Dabei kam Alisch zu Fall, was vom Ringrichter sehr wohlwollend nicht als Niederschlag gewertet wurde. Auch konnte ihre spanische Kontrahentin im gesamten Kampf immer wieder die Deckung von Alisch durchbrechen.Am Ende gewann Alisch den auf sechs Runden angesetzten Kampf, trotz des holprigen Starts, jedoch verdient. Alle Punktrichter werteten den Kampf mit 59-55. Der offensive Stil von Sophie Alisch ist definitiv „fanfreundlich“. Teilweise entsteht jedoch auch der Eindruck, dass sie noch zu unruhig ist und viel Energie für relativ wenig Ertrag aufwendet. Es wird jedenfalls spannend, die Entwicklung der sympathischen Berlinerin weiter zu verfolgen.
Halbschwergewicht: Leon Bunn (17-0-0) vs. Islam Teffahi (22-11-2)
Das Halbschwergewicht ist in Deutschland traditionell stark besetzt. Das ist im Augenblick nicht anders. Zur Spitze des deutschen Boxsports gehört im Halbschwergewicht unbestritten auch der ungeschlagene Frankfurter Leon Bunn(17-0-0). Der ehemalige Top-Amateur kämpfte an diesem Abend gegen den Belgier Islam Teffahi (22-11-2). Von Anfang nutzte Bunn seine überlegene Physis und verhinderte, dass sein sehr erfahrener Gegner durch Klammern Zeit schinden konnte. In der ersten Runde kam Bunn immer wieder mit seiner ansatzlos geschlagenen Rechten gut durch. In der zweiten Runde erwischte Bunn den 39-jähirgen Veteran Teffahi dann mit schweren Körpertreffern. Am Boden knieend wurde Teffahi ausgezählt. Die Boxfans würden sich nun sehr über künftige deutsch-deutsche Duelle im Halbschergewicht freuen. Mit Dominic Bösel, Robin Krasniqi und Adam Deines gibt es jedenfalls namhafte Gegner. Doch noch im Ring machte Leon Bunn deutlich, dass sein Fokus darauf liegt,möglichst zeitnah, um einen Weltmeistertitel zu boxen.
Supermittelgewicht: Christina Hammer (27-1-0) vs. Luiza Davydova (6-3-0)
Christina Hammer (27-1-0) ist mit Recht die Galionsfigur des deutschen Frauenboxens. Eine augenscheinliche Spitzenathletin mit großem Ehrgeiz. Ihr Versuch sich 2021 – nach vielen Jahren als erfolgreiche Profiboxerin – für die olympischen Spiele in Tokio zu qualifizieren, war für den Boxsport unorthodox. Gerade das beweist jedoch Ihre hohen Ambitionen und ihre außergewöhnliche Passion für den Sport. Ihr Kampf gegen Claressa Shields 2019 in Atlantic City war einer der größten Promotions und Events in der Geschichte des Frauenboxens. Gegeben das Resume von Christina Hammer schien daher die Ansetzung des Kampfes gegen die Russin Luiza Davydova (6-3-0) bereits vor Kampfbeginn etwas fragwürdig. Das große Erfahrungsdefizit versuchte die Russin dann mit Klammern und anderen Tricks erfolglos auszugleichen. Was dabei rauskam, war beileibe kein schöner Kampf – so ehrlich muss man sein. Im Supermittelgewicht warten jedoch große Titelkämpfe auf Christina Hammer. Die Amerikanerin Franchon Crews Dezurn und die Schwedin Elin Cederroos wären potentielle Gegnerinnen. Beide Boxerinnen waren zuletzt im Boxmekka Madison Square Garden gegeneinander angetreten. Boxdeutschland drückt Christina die Daumen, dass sie zeitnah wieder die große Bühne in den USA oder Deutschland für einen dieser Topfights erhält.