Mit „Call of the Warrior“ haben der renommierte Journalist Gareth A. Davies und die talentierte Fotografin Sonya Jasinski ein Buch geschaffen, das weit über die Oberfläche des Boxsports hinausgeht. Das Werk kombiniert faszinierende Geschichten von Boxern und den Menschen hinter den Kulissen mit beeindruckenden Fotografien, die den Geist und die Seele des Sports einfangen.
Die Inspiration hinter dem Buch „Call of the Warrior“
Gareth A. Davies ist seit fast 35 Jahren eine feste Größe im Boxjournalismus und seit Jahren aus der Szene nicht wegzudenken. Der Brite, der sich im Gespräch mit BOXEN1 selbst als „Korrespondent, Beobachter, Kritiker und Dokumentarist in diesem Sport bei Zeitung, Radio und Fernsehen“ beschreibt, hat in mehr als drei Dekaden für und mit verschiedensten Medien zusammengearbeitet: The Telegraph, BBC iPlayer, BT Sport, FOX, ESPN, Setanta Sports – Gareth hat sich zu einer der wichtigsten Stimmen in Sachen Boxen entwickelt und hat auch den Mixed Martial Arts den Weg in die Mainstream-Berichterstattung geebnet.
Doch ein Buch zu schreiben, nach den Millionen Zeichen, die seine Finger bereits getippt hatten, hat er stets abgelehnt: „Ich habe viele Angebote bekommen, Boxbücher zu schreiben, aber sie immer abgelehnt.“ Dann kam Sonya Jasinski, mit der die Idee dafür in Zusammenarbeit entstand. „Sonya hatte sich an Barry Hearn gewandt und ihn gefragt, ob er jemanden kenne, der diese Art von Buch machen würde, und er empfahl mich. Das Thema des Wunsches von Sonya nach einem Buch hat sich mit meinem eigenen verbunden“, erklärt Davies. Jasinski hat u. a. für „Rolling Stone“, das „Q“-Magazin, Warner Music und Universal Records gearbeitet sowie viele fantastische Projekte für unabhängige Labels in Großbritannien und den USA begleitet.
Davies beschreibt das Buch heute als ein Herzensprojekt: „Dieses Projekt schien mir richtig. Ich habe eine Leidenschaft für den Sport und für das Erzählen von Geschichten.“ Jasinski ergänzt: „Wir wollten ein Buch schaffen, das die Geschichten der Kämpfer und der Menschen um sie herum erzählt. Es geht darum, was den Kämpfer antreibt, physisch und emotional niedergeschlagen zu werden und trotzdem wieder aufzustehen.“
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Eine Reise zu den Kämpfern
Die Auswahl der Protagonisten war ein sorgfältiger Prozess. Gareth erklärt: „Wir hatten eine Liste mit etwa 35 Personen, von denen wir auswählten. Natürlich mussten wir sie auch fotografieren.“ Dabei kamen nicht nur lebende Boxlegenden wie Canelo Alvarez ins Bild, sondern auch moderne Influencer wie Jake Paul und KSI. „Diese YouTuber sind jetzt ein großer Teil des Sports. Sie zu ignorieren, hieße, die Entwicklung des Boxens zu ignorieren“, betont Gareth.
Davies und Jasinski besuchten die Protagonisten in teils intimsten Momenten. Sie besuchten sie nicht nur im Camp, sondern auch zu Hause. „Mit Canelo in San Diego im Camp zu sein, war etwas Besonderes. Ihn an einem geheimen Ort arbeiten zu sehen, war außergewöhnlich. Ebenso war es etwas Besonderes, Zeit mit Bob Arum und seiner Frau Lovey zu verbringen.“
Eine der eindrucksvollsten Begegnungen hatte Jasinski mit Ben Davison (32), einem aufstrebenden Trainer aus Großbritannien, der große Bekanntheit erlangte, als er vor einigen Jahren bei Tyson Fury anheuerte. „Nachdem ich Ben Davison in seinem Gym geshootet hatte, konnte ich feststellen, dass er ein Mensch ist, der weiser ist als es sein Alter vermuten lässt. Er sieht die Dinge vielleicht tiefer, als man sie wirklich sieht. Aber von einem anderen Blickwinkel aus. Nach dem Shooting sagte ich zu ihm: ‘Ich glaube, du bist eine alte Seele.’ Später erzählte er mir eine Anekdote, die dieses Gefühl bestätigte. Es sind diese Momente, die man spürt und die sich in den Fotos widerspiegeln,“ so Jasinski.
„Alle von ihnen sind beeindruckende Persönlichkeiten. Weil sie alle diesen besonderen Ruf des Kriegers spüren“, resümiert Davies die Begegnungen.
Die visuelle Sprache des Buches
Sonya Jasinskis Fotografien sind eine zentrale Komponente von Call of the Warrior. Sie wollte eine authentische Darstellung erreichen: „Wir wollten, dass die Fotos natürlich aufgenommen sind. Ein Moment in der Zeit. Nicht gekünstelt, sondern in einer natürlichen Umgebung, in der man den Charakter einer Person erfassen kann. Kein Licht. Keine Retusche. Nur eine Einstellung.“
„Wir alle kämpfen ums Überleben, und darüber wollte ich in diesem Fotobuch mit Fotos im ähnlichen Stil sprechen. Was den Kämpfer antreibt. Die Promotoren und die Trainer. Physisch und emotional niedergeschlagen zu werden, aber dann wieder aufzustehen. Ich liebe dieses Zitat von Cus D’Amato: ‚Der physische Teil des Boxens ist so unbedeutend, dass die meisten Leute ihn nie akzeptieren würden. Meiner Meinung nach machen der Verstand und die Emotionen etwa 75 % des Boxens aus‘. Ich stimme mit Cus überein. Wir sehen jeden Tag überall Krieger, und wir belohnen die Menschen nicht genug dafür. Ich hoffe, dass dieses Buch dazu beiträgt, die Leidenschaft dafür zu entfachen, Menschen zu belohnen und ihre Leistungen anzuerkennen. Ganz gleich, wer sie sind“, erklärt Jasinski.
Diese Herangehensweise spiegelt sich in der emotionalen Kraft der Bilder wider. „Es ist ein Blick hinter die Kulissen, der zeigt, warum Kämpfer tun, was sie tun“, sagt Gareth A. Davies.
Der Geist des Kriegers
Das Buch beleuchtet auch die Philosophie hinter dem Boxen. Gareth A. Davies beschreibt, was einen wahren Krieger im Ring ausmacht: „Jemand, der sich dem verschreibt, wozu seine Seele ihn auffordert.“ Jasinski unterstreicht diesen Gedanken und verbindet ihn mit ihrer eigenen Familiengeschichte: „Ich stamme aus einer Familie von Kriegsüberlebenden. Mein Großvater suchte während des Krieges im Alter von 10 Jahren in den Wäldern nach Nahrung. Ich kann mir bis heute nicht vorstellen, wie ich hier sein kann. Mein Großvater kämpfte jeden Tag ums Überleben, und ich frage mich, wie er die Ausdauer hatte, weiterzumachen. Woher kommt das? Mütter, Lehrer, Feuerwehrmänner, überall gibt es Kämpfer.“
„Wir alle kämpfen ums Überleben, und darüber wollte ich in diesem Fotobuch mit Fotos im ähnlichen Stil sprechen. Was den Kämpfer antreibt. Die Promotoren und die Trainer. Physisch und emotional niedergeschlagen zu werden, aber dann wieder aufzustehen“, beschreibt Jasinski, die selbst in den 90er Jahren erste Berührungspunkte mit dem Boxsport hatte. „Frank Bruno und Prince Naseem waren ein wichtiger Teil der Fernsehkultur, als ich ein Teenager war. Sie waren spannende Charaktere und zogen mich in ihren Bann. Brunos Lachen war ansteckend.“
Davies Blick auf den Boxsport bzw. die Boxer während der Arbeit an diesem Buch hat sich verändert, wie er BOXEN1 erklärt. „Boxer sind sehr hart, aber auch lustig und können sehr verletzlich sein.“
Die Verbindung zu Deutschland
Auch deutsche Boxfans werden in dem Buch Inspiration finden. Davies hofft, in Band zwei, an dem bereits gearbeitet wird, die Klitschko-Brüder hinzuzufügen, und sieht großes Potenzial für eine Wiederbelebung des deutschen Boxsports.
„Das Boxen in Deutschland war groß. Ich habe über viele Kämpfe in Deutschland mit den Klitschkos und Felix Sturm, aber auch von Sauerland-Veranstaltungen berichtet. Es ist ruhig geworden, aber es wird wieder stark zurückkommen. Agit Kabayel könnte der Schlüssel sein“, so Davies.
Wo das Buch erhältlich ist
Das 256-seitige Hardcover-Buch „Call of the Warrior“ ist über Hail Mary Publishing erhältlich und kann direkt über die Website bestellt werden: www.hailmarypublishing.co.uk. Auch der Versand nach Deutschland ist möglich.
Fazit
Call of the Warrior ist weit mehr als ein Buch über das Boxen. Es ist eine Hommage an den Kampfgeist, den Menschen in und außerhalb des Rings zeigen. Mit seinen kraftvollen Bildern und tiefgründigen Geschichten bietet es einen einzigartigen Einblick in die Seele des Sports. Wer sich für Boxen und die Geschichten dahinter interessiert, sollte dieses Werk nicht verpassen. Mit über 200 fesselnden Fotos und 28 ausführlichen Essays bringt diese großformatige Publikation den Lesern einige der bekanntesten Persönlichkeiten des Sports näher.
Ein fantastisches Buch! Ich habe schon viele Auszüge gelesen. Jetzt bestelle ich mir das gleich!
Auch ein toller Buchreview von Boxen1!
Jungs, macht das bitte öfter! Toll 👏👏👏