Erste Saisonniederlage für den Deutschen Meister / Boxring-Präsident Ulrich Bittner: „Das ist für uns wie ein gefühlter Titelgewinn“ / DBV übergibt Meisterpokal an Velbert
Ein Saisonfinale der 1. Bundesliga mit Knalleffekt bekamen 400 Boxfans gestern im gut gefüllten Hallendrittel der Hanauer August-Schärttner-Halle geboten: Der Boxring Hanau besiegte den Velberter BC mit 10:6 und brachte dem Rekordmeister die erste Saisonniederlage bei. Auch wenn sich dadurch in der Tabelle nichts mehr veränderte, strahlte nach dem Schlussgong Ulrich Bittner, der Boxring-Präsident: „Velbert ist Deutscher Meister und für uns fühlt sich das nach diesem Sieg an, wie eine gefühlte Deutsche Meisterschaft. Das hat es noch nie gegeben, dass sich ein Aufsteiger wie wir gleich die Vizemeisterschaft sichert.“
Nach packenden sechs Kämpfen übergab DBV-Vizepräsident Erich Dreke im Rahmen einer kleinen Zeremonie an Verantwortliche um Präsident Hans-Gerd Rosik und Mannschaft vom Velberter BC 22 den Meisterpokal. Velbert-Coach Henni van Bemmel bedankte sich: „Wir haben heute guten Sport gesehen und sind stolz auf diesen Titelgewinn. Es war eine schwere Saison, weil wir auf mehreren Hochzeiten tanzen.“
Damit meinte van Bemmel die regelmäßigen Athleten-Abstellungen für das Team Deutschland, das in der World Series of Boxing (WSB) erfolgreich aktiv ist. Mit Blick auf den Viertelfinalkampf gegen Kasachstan am kommenden Samstag, 29. März, ebenfalls in der Hanauer August-Schärttner-Halle, verzichteten Hanau und Velbert auf einige ihrer sonst gesetzten Boxer.
Von einem Freundschaftscharakter in den Kämpfen war dennoch nichts zu spüren. Es ging hart und trotz zweier Verletzungen zur Begeisterung der Zuschauer fair zur Sache.
Den Kampfabend eröffnete in 58 Kg Hafid Bouji (Hanau) gegen Enrico La Cruz. Es war erst der zweite Bundesliga-Kampf für den Hanauer nach einer längeren Pause. Beherzt griff Bouji immer wieder gegen den technisch eleganten und größeren La Cruz an und holte sich ein Unentschieden.
Bis 65 Kg traf für Hanau der 20jährige WSB-Boxer Kastriot Sopa auf den 27 Jahre alten Eugen Burhard. Beide belauerten sich oft, für Sekunden ohne Deckung gegenüber stehend, bevor Aktionen folgten. Sopa setzte mit seiner starken Linken einige Akzente mehr und hatte den Kampf gewonnen, als Burhard kurz vor Kampfende angezählt wurde.
Eine harte Auseinandersetzung in 70 Kg. Für Hanau WSB-Boxer Slawa Kerber gegen Cihan Calik, der sein Heil in der Offensive suchte und Kerber mit seinen überfallartigen Attacken sichtlich irritierte. Doch Kerber bewahrte Kontrolle, brachte seine Linke immer mal ins Ziel und wurde mit einem 2:1-Sieg belohnt.
In 76 Kg Xhek Paskali für Hanau gegen Allan Mahfoud. Auch Paskali verzeichnete schon einige Einsätze für Team Deutschland in der WSB und blickt mit seinen 23 Jahren bereits auf die Erfahrung von 117 Kämpfen. Paskali mit deutlichen Reichweitenvorteilen gegen Mahfoud, der mutig und explosiv angreift, aber Paskali nur einmal in Bedrängnis bringt, als dieser in einer Ecke stehen bleibt, statt auszuweichen. Mit seiner Führhand dominiert Paskali den Kampf, der in der 4. Runde ein abruptes Ende nimmt, als sich Mahfoud die Schulter auskugelt. Ringarzt Dr. Schilling richtet das noch im Ring.
In 82 Kg für Hanau Yasin Basar gegen Jonas Radke. Beide 22 Jahre alt, aber Basar mit größerer Kampferfahrung. Der Hanauer deutlich kleiner, kämpferisch beherzter. In der zweiten Runde trifft Basar seinen Gegner auf die Nase, so dass eine derart starke Blutung einsetzt, dass Ringarzt Dr. Schilling abbricht. Sieg für Hanau.
Im Schwergewicht gab Ali Kiydin für Hanau sein Bundesliga-Debut. Gegen das Velberter Top-Talent Ruman Fress wurden ihm nur Außenseiter-Chancen eingeräumt. Doch Kiydin, in Frankfurt aufgewachsen, machte seine Reichweiten-Nachteile mit einem beherzten Auftritt wett. Er agierte offensiv und beeindruckte den technisch fein auftretenden Fress zunehmend. Viele Schwinger von Kydin gingen ins Leere, aber in der zweiten und dritten Runde traf er Fress mehrfach. Die Kampfrichter belohnten Kiydin mit einem Unentschieden.
Endergebnis somit 10:6 für Hanau.