Boxen1-Interview mit Kontra K – „der Rap-Star und das Boxen“

Rap meets Boxen - Kontra K

Fotos: Management Kontra K

Max alias „Kontra K“ ist ein deutscher Rap-Star aus Berlin. Am 6. Februar 2015 veröffentlichte der angesagte Rapper sein viertes und aktuellstes Soloalbum „Aus dem Schatten ins Licht“ und erreichte Platz 2 der deutschen Charts.

In seiner Jugend entdeckte Kontra K seine Liebe und Leidenschaft zur Rap-Musik sowie dem Kampfsport. Seine ersten Rapversuche orientierten sich noch stark an dem in Deutschland üblichen Gangster-Rap. Mit der Zeit schob er den Kampfsport in den Fokus und versuchte nach eigener Aussage seine „Hörer auf den Sportfilm zu bringen“.

Neben seiner erfolgreichen Rap-Karriere ist Kontra K nach wie vor ein leidenschaftlicher Sportler und Boxer. Er zählt nebenbei auch zu den größten Supportern von seinen Kumpels Enrico Kölling und Tyron Zeuge.

Boxen1.com hatte die exklusive Gelegenheit mit dem Rap-Star über seine boxerischen Tätigkeiten und Einflüsse zu sprechen. 

Enrico Kölling und Kontra K
Enrico Kölling und Kontra K

Boxen1: Wikipedia schreibt über Dich: „Von seinem Image her vermarktet sich Kontra K als Junge von der Straße mit einem Hang zum Kampfsport“ Würdest Du das so unterschreiben?

Kontra K: Im Prinzip ja. Nur wenn ich lese: „er vermarktet sich“, klingt das für mich sehr künstlich und genau das ist nicht was ich bin. Ich komme aus einem guten Elternhaus mit vielen Ecken und Kanten und einem Umfeld das nicht gerade den Vorzeigebürger hervorbringt. Aber im Prinzip haben wir alle das Herz am rechten Fleck. Man kann es so formulieren: ich habe sehr viel erlebt und mindestens doppelt so viel gesehen.

Boxen1: Mit 16 Jahren hast du mit dem Kickboxen angefangen. Wie lange hast Du das dann gemacht, und wie bist Du dann zum Boxen gekommen?

Kontra K: Ich habe eigentlich schon immer Kampfsport betrieben, da mein Vater selber geboxt hat und somit auch mein familiäres Umfeld aus diesem Milieu kam. Mit 16 habe ich eher gesagt wegen Dummheiten aufgehört mit Kickboxen und erst mit 18 oder 19 Jahren wieder angefangen diesen Sport extrem zu betreiben. Vor ca. 4 Jahren bin ich dann ins reine Boxen gewechselt weil es für mich einfach der schönere Sport war. Denn selbst wenn du ein guter Kickboxer sein willst, solltest du ein einigermaßen guter Boxer sein.

Boxen1: Was fasziniert Dich am Kampfsport / Boxen?

Kontra K: Das Lebensgefühl, die eigene körperliche Fitness, der Kampf 1 gegen 1 der ja heutzutage leider selten geworden ist.

Ich finde auch, dass die meisten Leute, die ich aus dem Bereich kennenlernen konnte in den ganzen Jahren, viel ausgeglichener sind. Sie haben diese Schwanzvergleiche nicht mehr nötig. Natürlich gibt es auch hier paar die den Schuss nicht gehört haben, aber alles in allem sind es alles sehr gute Menschen.

Die meisten meiner Freunde kommen aus dem Boxen. Es schweißt einfach zusammen wenn man Tag für Tag trainiert.

Auch das Gefühl im Ring komplett allein zu sein, auf sich gestellt ohne tausende Leute, Freunde, Familie oder Feinde. Man stellt sich einer Aufgabe ohne Hilfe von außen und genau so ist es ja im Leben draußen eigentlich auch. Wenn es hart auf hart kommt, steht man allein da. Und genau dieses Gefühl im Ring ist eine gute Vorbereitung darauf. Zudem bin ich viel gelassener wenn ich genug trainiert habe.

10258551_762376787163115_6963698280074063192_oBoxen1: Ich habe gelesen Du unterrichtest selbst Boxen? Wie läuft das ab, mit wem machst Du das, wo, wie oft?

Kontra K: Ich trainiere im Boxclub Olympia 75 und das etwa fünf mal die Woche zusammen mit den beiden Trainern Necat und Cahit Kalayci. Ich habe bei den Kämpfen irgendwie schon immer die Pratzenarbeit mit den Jungs gemacht. Und da ich ja im Moment nur Musik mache und wenig Zeit habe mich wirklich intensiv auf Turniere vorzubereiten, helfe ich lieber allen meinen Jungs aus dem Verein und mache mich anderweitig nützlich. Z.B. Pratzentraining mit den Wettkämpfern machen, das Krafttraining koordinieren und auch mal das Konditionstraining variieren, wobei da meine Trainer schon extrem gut aufgestellt waren. Pro Woche laufen wir im Durchschnitt ca. 30km. Im Prinzip kämpfen wir als Trainer irgendwie jeden Kampf geistig mit und dafür will man seine Freunde optimal vorbereiten. Das heißt zwischen Laufen und Sparring denken wir uns alles an Sperenzchen aus was für einen Sportler von Vorteil sein könnte.

Boxen1: Im Video von Kampfgeist 2 sind Enrico Kölling und Tyron Zeuge zu sehen. Wie waren die Dreharbeiten und wird es eine Fortsetzung geben?

Kontra K: Die Dreharbeiten waren relativ entspannt. Die Jungs haben ihr Programm mit Karsten Röwer zusammen durchgezogen und wir haben gefilmt. Es war komplett unspektakulär. Wir waren mit einem kleinen Filmteam da und haben mehr geblödelt als auf Hollywood zu machen.

Da es nun schon Kampfgeist 1 und 2 gibt, werde ich vielleicht im nächsten Album die Trilogie komplett machen.

Tyron Zeuge und Kontra K
Tyron Zeuge und Kontra K

Boxen1: Wie kam der Kontakt bzw. die Freundschaft zu den beiden Profiboxern Enrico Kölling und Tyron Zeuge zustande?

Kontra K: Der Kontakt zu Tyron bestand ja schon durch einen Zufall vor den Dreharbeiten. Ich hatte vor einigen Jahren für seinen Vater in Neukölln gearbeitet und so haben wir uns das erste Mal gesehen. Als ich dann mit Enrico und Tyron die ersten Szenen gedreht habe, waren wir uns relativ schnell einig, dass wir uns sehr gut verstehen und auf einem Level sind was Humor und alles andere betrifft. So kommt dann auch zusammen was zusammen gehört. Ich mag die beiden sehr und sterbe immer tausend Tode wenn ich bei den Kämpfen dabei bin.

Aber auch die komplette Mannschaft dahinter und auch die Familie von Trainer Carsten Röwer haben mich sehr herzlich aufgenommen und ich bin sehr froh so gute Menschen kennengelernt zu haben.

Boxen1: Bist Du noch mit anderen bekannten Boxern befreundet? Wen supportest Du besonders?

Kontra K: Durch die Musik und auch dadurch, dass ich in Berlin bei fast jedem Turnier dabei bin, kenne ich sehr viele talentierte Leute und lerne auch immer wieder neue kennen. Es gibt viele, die ich sehr mag und ich möchte eigentlich keinen besonders hervor heben, aber mit einigen hat man privat mehr zu tun und supportet sie deshalb vielleicht automatisch mehr. Am ehesten natürlich Tyron und Enrico, aber auch Leute aus dem Amateurbereich und da ist vom Deutschen Meister bis zu den Jungs aus meinem Verein alles dabei. Aus dem Profibereich kennt man eigentlich auch alle Leute vom sehen, aber eben nicht privat.

Kontra KBoxen1: Bist Du privat öfters als Zuschauer live am Ring anzutreffen?

Kontra K: Ich bin eigentlich bei den meisten Sauerland-Events dabei. Natürlich sitze ich auch bei jedem Kampf von Tyron oder Enrico am Ring insofern mir meine Zeit das erlaubt.

Und wie gesagt – im Amateurbereich bin ich bei jedem Berliner Turnier mit meinen Jungs vom Verein als Sekundant oder als Trainer dabei.

Boxen1: Es gibt einige Lieder, in denen es danach klingt als hätte der Kampfsport Dich für Deine Texte inspiriert. Gerade im Lied „Erfolg ist kein Glück“ und „Kampfgeist 2“ ist mir das aufgefallen. Besonders passend finde ich die Zeilen „Nur mit Blut, Schweiß und Tränen bezahlt man die Unendlichkeit“ oder „Hier heißt es nicht: Wer hat die stärksten Freunde? Weil Status und Herkunft im Ring nichts bedeuten“.

Gibt es noch weitere Texte in die Deine Kampfsporterlebnisse einfließen?

Kontra K: Eigentlich kann man fast sagen, dass in jeden meiner Texte etwas davon mit einfließt. Für mich ist Kampfsport ja eine Lebenseinstellung und die spiegelt sich ja irgendwie in allem was ich tue wieder.

Boxen1: Wenn du nicht so erfolgreich als Rapper wärst, könntest du dir eine Karriere als Amateur- oder Profiboxer vorstellen?

Kontra K: Wer weiß das schon, was gewesen wäre wenn. Aber es wäre gut möglich, dass ich deutlich mehr an Turnieren teilnehmen und auch im Profibereich boxen würde. Die Frage ist natürlich nur, ob das genauso erfolgreich geworden wäre wie die Musik. Ich denke da sind andere weit besser an dieser Stelle.

Boxen1: Du selbst hast einen sehr athletischen Körper. Wie schaffst du es Dich in Ceinem bewegten Leben fit zu halten und trotz Tourstress etc. den Ehrgeiz und die Disziplin beizubehalten um dieses Ergebnis halten oder verbessern zu können? Wie oft trainierst du? Wo sind deine Schwerpunkte (Krafttraining, Cardio…)?

Kontra K: Ich trainiere ja komplett mit meinem Verein und sollte als Trainer ja auch eine halbwegs gute Figur abgeben. Wir trainieren fünf mal die Woche und das auf einem hohen Niveau und da ist von Cardio über Kraft und Kraft-Ausdauer alles dabei.

Boxen1: Du hattest neulich Probleme mit Deinem Auge? Was ist da passiert? Ist nun alles wieder in Ordnung?

Kontra K: Soweit so gut. Mir geht es wieder besser und ich bin froh das ich wieder zu 90% sehe auf dem rechten Auge. Ich hatte eine kleine Wunde auf der Netzhaut, die wohl durch einen Treffer kam und nicht richtig verheilt ist. Dazu kamen Tourstress und der übliche Trouble und nach 18 Shows mit schlechter Luft und durch das nicht-Auskurieren mehrerer Grippen, habe ich dann in der Wunde eine schwere Entzündung gehabt. Gürtelrose auf der Netzhaut – stressbedingt. Auf jeden Fall auf der Schmerzskala eine 10 von 10.

Kontra K
Kontra K

Boxen1: Hast Du in Deiner Jugend oder in deinem Umfeld schon mal mitbekommen dass Kampfsport oder speziell das Boxen positiv zur Aggressionsbewältigung und Gewaltprävention beiträgt?

Kontra K: Ich bekomme das jeden Tag mit und kann das auch nur bestätigen. Mir selber hat es viel geholfen. Man bekommt eine ganz andere Disziplin dadurch, dass man nur Resultate sieht wenn man hart trainiert. Das ist mitunter die beste Art für viele Kids, um zu begreifen „von nichts kommt nichts“. Für mich selber ist es der optimale Sport. Ich brauche das oft um runter zu kommen. Jedes harte Training macht mich entspannter im Job und auch zu Hause.

Boxen1: Es gibt Boxer die sagen „Mein Kind soll mich nie Boxen / kämpfen sehen“. Was sagst Du als junger Vater zu dieser Aussage? Würdest Du es auch so machen?

Kontra K: Schwer zu sagen. Das ist abhängig vom Charakter, aber ich muss ehrlich sagen, dass ich es auch nicht mag wenn meine Familie dabei ist wenn ich kämpfe. Bei meinem Sohn wäre das aber vielleicht etwas anderes, da ich ihn ja auch gerne in diesem Sport sehen würde. Das werden wir sehen wenn er alt genug ist, um mitzukommen.

Boxen1: Möchtest du unseren Lesern noch etwas mitteilen?

Kontra K: Vielen Dank für die Aufmerksamkeit und Sport frei!

Vielen Dank an Max (Kontra K) und seinem Management für das freundliche Interview mit Boxen1.com

Musik von Kontra K erleben:

Video zum Song „Kampfgeist 2“ – mit Enrico Kölling und Tyron Zeuge

Video Kontra K „Erfolg ist kein Glück“

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