Benjamin Blindert: „Wir werden für die Überraschung sorgen!“

Benjamin Blindert.
Instagram: bennythejetblindert

Vor dem größten Kampf seiner Karriere zeigt sich Benjamin Blindert kämpferisch. Abseits des Rings ist ihm soziales Engagement jedoch sehr wichtig.

Die Spannung steigt: Nur noch wenige Tage sind es bis zum großen AGON-Sports-Event in Kooperation mit Sturm Box-Promotion in der Ratiopharm Arena in Neu-Ulm. Bis zu 6.000 Zuschauer warten sehnsüchtig auf das Spektakel, dessen krönender Abschluss der WBA-Gold-Titelkampf im Halbschwergewicht zwischen Felix Sturm (44-6-3) und Benjamin Blindert (14-1-2) sein wird. Kann der sympathische Euskirchener Box-Deutschland am Samstag auf den Kopf stellen und den fünffachen Weltmeister Felix Sturm tatsächlich besiegen?

Vor dem größten Kampf seiner Karriere stellte sich Benjamin Blindert dem Boxen1-Interview und gab Einblicke in seine Gefühlswelt. Zudem sprach er über seine Sehnsucht, soziale Projekte anzustoßen und Menschen durch seine Profikarriere in verschiedenen Bereichen zu unterstützen.

Das Boxen1-Interview mit Benjamin Blindert

Boxen1: Hallo Benjamin, demnächst wirst du wieder im Ring stehen. Wie fühlst du dich?

Benjamin Blindert: Ich fühle mich sehr gut, die Vorbereitung läuft mit dem neuen Trainer auch perfekt.

Du sprichst den neuen Trainer an. Wo lag der Fokus mit Rüdiger May?

Der Fokus lag darauf, zu den Grundlagen zurückzukehren – zu dem soliden Boxen, mit dem ich meine ersten Kämpfe gewonnen habe.

Felix Sturm ist der größte bekannte Name, den man boxen kann. Den bekomme ich vor die Fäuste.

Felix Sturm und Benjamin Blindert.

Dein nächster Gegner wird kein Geringerer als Felix Sturm sein. Wie sehr freust du dich auf diese Gelegenheit?

Ich freue mich sehr auf diese Gelegenheit. Felix Sturm ist der größte bekannte Name, den man boxen kann. Den bekomme ich vor die Fäuste. Ich denke, wenn er aufhört, wird es keinen geben, der an seinen Namen herankommt.

Das wird definitiv ein Highlight in deiner Karriere sein. Hast du etwas speziell für diesen Kampf angepasst, beispielsweise in der Vorbereitung?

Die Vorbereitungen waren allgemein immer sehr umfangreich. Für diesen Kampf haben wir, wie schon erwähnt, einen neuen Trainer ins Boot geholt. Damit sind wir, denke ich, ganz gut aufgestellt.

Fühlst du dich für diesen Kampf vielleicht noch besser vorbereitet als bei den Kämpfen zuvor?

Ja, definitiv. Der boxerische Teil ist auf jeden Fall noch besser geworden. Ich hatte sonst immer einen Kraftausdauertrainer, worauf wir sehr viel Fokus gelegt haben. Jetzt haben wir uns stärker auf das reine Boxen konzentriert – also auf das wirklich Wesentliche.

Neben der boxerischen Komponente gibt es auch die mentale. Viele Zuschauer werden erwartet. Hast du dich diesbezüglich speziell vorbereitet?

Ich denke, mental kann man sich nur schwer darauf vorbereiten. Aber wenn der Kampf einmal losgeht und die ersten Fäuste verteilt wurden, dann ist es egal, ob es vor 1.000 oder 5.000 Zuschauern ist.

Ich verdiene mit dem Boxen kein Geld, sondern mache es, weil ich den Sport liebe.

Viele Boxsportfreunde haben sich bisher vielleicht noch nicht intensiv mit dir beschäftigt. Wenn du dich beschreiben müsstest – was zeichnet den Boxer Benjamin Blindert aus?

Gute Frage *lacht. Durchhaltevermögen, würde ich sagen.

Bist du eher der Kämpfer oder doch auch technisch veranlagt?

Auf jeden Fall eher der Techniker. Aber wenn ich auf meine gesamte Karriere zurückblicke, dann zeichnet mich vor allem mein Durchhaltevermögen aus. Ich verdiene mit dem Boxen kein Geld, sondern mache es, weil ich den Sport liebe. Nach meiner letzten Niederlage – beziehungsweise meine letzten drei Kämpfe waren alle nicht besonders gut – hätte ich auch sagen können: „Okay, komm, das reicht. Du hast ein paar gute Kämpfe gemacht, die letzten waren nicht mehr so toll. Entweder holst du dir einen Aufbaugegner oder hörst komplett auf.“ Aber ich finde, genau das zeichnet mich aus: dass ich die Herausforderung suche.

Du sprichst die vergangenen drei Kämpfe an. Zum Beispiel hast du zwei Unentschieden gegen Siarhei Huliakevich geholt. Woran lag es, dass du diese Kämpfe nicht siegreich gestalten konntest?

Im Endeffekt ist mir dort relativ schnell die Kraft ausgegangen. Viele denken, der Kerl hat zu wenig trainiert, aber es war wahrscheinlich eher das Gegenteil. Ich mache halt nie eine Trainingspause und war von der Trainingsplanung her einfach etwas übertrainiert. Manchmal ist zu viel gar nicht gut.

Hast du es nun etwas ruhiger angehen lassen?

Nein, ruhiger nicht, aber wir haben ein paar Körperdaten analysiert, besonders die Laktatwerte. Anfang letzten Jahres haben wir das bereits nach dem zweiten Huliakevich-Kampf machen lassen, weil wir uns auch nicht schlüssig waren, woran es lag. Da kamen dann extrem schlechte Laktatwerte heraus, und auch sonst war es nicht so, wie man es sich für einen Profisportler vorstellt. Im Endeffekt war die Trainingsanpassung nicht optimal – meist zu intensiv und mit relativ kurzen Einheiten. Regeneration wurde auch ein bisschen außer Acht gelassen. Es war einfach nicht wirklich professionell.

Im Vorfeld gab es bereits Verhandlungen mit Felix Sturm, die sich jedoch zerschlagen hatten. Wie lange hast du nun überlegen müssen, diese Gelegenheit wahrzunehmen?

Da habe ich nicht lange überlegen müssen, meine Zeit läuft ja auch ab. Ich verstehe viele Profiboxer sowieso nicht – sie haben eine super Bilanz und machen am Ende nicht viel daraus. Für mich war das die größtmögliche Chance, also habe ich sie ergriffen.

Viele Boxer taktieren ja sehr, um bloß keine Niederlage in ihrem makellosen Kampfrekord zu riskieren.

Genau! Ich finde es extrem, dass es so viele mit einer tollen Bilanz gibt, aber am Ende weiß man nicht, wofür sie das Ganze machen.

Es wäre toll, Menschen durch Box- und Krafttraining Selbstbewusstsein zu geben, etwa diejenigen, die gemobbt werden. Oder Übergewichtigen bei der Ernährungsumstellung zu helfen.

Benjamin Blindert mit Startrainer Freddie Roach im Wild Card Boxing Club.

Was würde ein Sieg über Felix Sturm für dich persönlich bedeuten? Wäre das womöglich der perfekte Abschluss, um zu sagen: „Die Karriere war gelungen“?

Definitiv! Aber dann würden sich wieder neue Türen öffnen. Ich bin auch nicht mehr der Jüngste, aber das Jahr würde ich dann noch zu Ende machen.

Über die Stärken von Sturm braucht man wohl nicht lange zu sprechen – starkes Auge, schneller und gezielter Jab, dazu sehr viel Erfahrung. Wie sieht es hingegen mit seinen Defiziten aus? Seine Beinarbeit scheint etwas nachgelassen zu haben, ebenso seine Schlagfrequenz. Siehst du das ähnlich?

Ja, definitiv. In seinen letzten zwei Kämpfen hat man gesehen, dass sie meiner Meinung nach ausgeglichen waren – dementsprechend sieht man auch seine eigenen Chancen. Man vergleicht sich automatisch mit dem Gegner. Wobei man sagen muss, dass er einen richtig guten Kampf gemacht hat. Früher wäre es wohl nicht so eng gewesen. Deswegen ist definitiv etwas passiert. Ob es wirklich die Kondition ist, die nachlässt? Man sagt ja: „Die Kraft verliert man als Letztes.“ Die Reaktion ist natürlich auch nicht mehr so schnell wie früher, aber immer noch auf einem sehr hohen Niveau.

Du sprichst den Sükrü-Altay-Kampf an. Altay hat sehr viel Druck erzeugt, ist immer nach vorne gegangen. Ist das auch deine Marschroute für den Kampf, oder möchtest du lieber kontrolliert aus der Distanz boxen?

Ich denke, beide Varianten sind eine gute Möglichkeit. Die Schlagkraft für die Nahdistanz hätte ich auch. Ich habe zudem einen Reichweitenvorteil. Ich könnte also beide Strategien umsetzen, und beides ist eine Option für uns.

Du hast bereits angedeutet, dass du nach diesem Jahr die Boxhandschuhe wohl an den Nagel hängen wirst. Wie sieht deine Planung abseits des Boxrings für die Zukunft aus?

Ich würde mich dann mehr auf unser Studio konzentrieren. Wir haben ein Fitness- und Boxstudio. Ob ich wirklich Boxtrainer werde oder unsere Schüler begleite, weiß ich noch nicht genau. Ich möchte aber auf jeden Fall etwas Positives aus dieser Boxkarriere mitnehmen – vielleicht auch soziale Projekte unterstützen. Es wäre toll, Menschen durch Box- und Krafttraining Selbstbewusstsein zu geben, etwa diejenigen, die gemobbt werden. Oder Übergewichtigen bei der Ernährungsumstellung zu helfen. Als Profisportler hat man eine gewisse Reichweite, die man für eine positive Botschaft nutzen kann – und das wäre echt cool.

Abschließende Frage: Was kannst du allen Boxsportfreunden mit auf den Weg geben? Warum sollten sie sich deinen Kampf gegen Felix Sturm am Samstag unbedingt anschauen?

Wir werden für die Überraschung sorgen! Ich habe gesagt, der Underdog hat im Kampfsport immer eine Chance – deswegen sollte man das Ganze nicht verpassen.

Karten sind auf Ticketmaster noch verfügbar – DAZN überträgt den Kampfabend weltweit

Der WBA-Gold-Titelkampf zwischen Felix Sturm und Benjamin Blindert findet am Samstag, den 15. Februar 2025, in der Ratiopharm Arena in Neu-Ulm statt. Tickets für das selbst beworbene „Deutschlands Box-Event des Jahres“ sind auf Ticketmaster ab 19 € noch verfügbar.

Auch die Undercard hält zahlreiche sehenswerte Titelkämpfe bereit. So wird beispielsweise Deutschlands Ex-Weltmeister Vincenzo Gualtieri (23-1-1) um die WBO-Europameisterschaft gegen Alexander Pavlov (22-4) antreten. Zudem wird der Olympiateilnehmer Hamsat Shadalov (9-0) erstmals im Profibereich um einen Titel kämpfen und sich dem ungeschlagenen Eduardo Bajak (5-0) stellen. Der Streaming-Gigant DAZN wird den großen Kampfabend weltweit übertragen.

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1 Kommentar

  1. Was soll das für ein WBA Gold Titel sein? Der Blindert ist die Nr. 34 in der deutschen Rangliste. So geht das Boxen voll ganz kaputt.

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