Schwergewichtler Kash Ali hatte im Vorfeld des Kampfes gegen David Price wohl jede Menge Filmmaterial von Mike Tyson gesichtet – inspiriert haben ihn dabei wohl nicht nur dessen boxerischen Aktionen.
Price der Einäugige unter den Blinden
Viel geredet wurde vor dem Duell zwischen David Price (24-6-0, 19 KOs) und Kash Ali (15-1-0, 7 KOs). Sympathisch waren sich die beiden Schwergewichte gewiss nicht, was sich im Ring letztlich auch widerspiegelte. Für Price war ein Sieg Pflicht, immerhin galt Ali als eher unbeschriebenes Blatt ohne nennenswerte Namen im Kampfrekord. Dieser hatte dafür noch ein paar ganz andere Aktionen in petto, mit denen er die M&S Bank Arena komplett gegen sich brachte.
Zunächst begann der Kampf jedoch verhalten. Price boxte lang und kontrollierte die Distanz, während Ali hauptsächlich mit dem Jab zum Körper des Liverpoolers arbeitete. Nach den Eröffnungsrunden wurde es dann jedoch immer schmutziger. Als sich beide Boxer im Clinch befanden, biss Ali plötzlich in die Brust seines Gegners! Die zusätzlichen Attacken zum Hinterkopf von Price brachten ihm einen Punktabzug ein.
Nachdem Price die ersten vier Runden für sich entscheiden konnte, ohne dabei allzu große Treffer zu landen, ging Ali in die Offensive. Er schien damit sogar Erfolg zu haben, Price ließ sich nur allzu leicht in die Seile zurückzudrängen. Man hatte den Eindruck, dass Price mal wieder seinen Konditionsschwächen zum Opfer fallen könnte, bis er den sich nun öffnenden Ali mit einer harten Rechten abfing und dieser sichtlich abgeschlagen umher taumelte. Der Mann aus Birmingham verlor nun endgültig die Nerven, brachte Price im Stile eines Ringers zu Boden und biss erneut zu – diesmal in den Bauch!
Ringrichter Mark Lyson hatte dies genau gesehen und brach den Kampf folgerichtig ab. Das unsportliche Verhalten Alis konnte nicht toleriert werden und eine Disqualifikation wurde ausgesprochen. Wie man unmittelbar vom British Boxing Board of Control hören könnte, soll die Börse Alis einbehalten werden, weitere Konsequenzen wie ein temporärer Lizenzentzug könnten folgen. Auch wenn Price hier einen Sieg einfahren konnte, sowohl mit dem Ende als auch mit der eigenen Leistung zeigte sich der 36-jährige im Anschluss wenig zufrieden.
Robbie Davies Jr. nun Doppel-Champion im Super-Leichtgewicht
British Champion Robbie Davies Jr. (18-1-0, 12 KOs) hatte einen harten Abend in seinem Wohnzimmer in Liverpool. Gegen den smart boxenden Europameister Joe Hughes (17-4-1, 7 KOs) fand er schwer in den Kampf, wurde teils vom kleineren Mann mit der Führhand beherrscht. Hughes variierte dieser immer wieder toll, vor allem der linke Haken traf häufig. Erst ab Mitte des Kampfes fand Davies besser rein, suchte trotz Größenvorteils vermehrt den Infight, wo er mehr Erfolg hatte als zuvor.
Trotzdem blieb es bis zum Schluss eng. Obwohl Davies teils guten Druck ausüben konnte, mied Hughes viele Attacken clever und brachte einige kleine Treffer unter. Nach 12 Runden konnte man fast mit einer Split Decision rechnen, es wurde dann aber doch einstimmig. Mit zweimal 115-113 und – Achtung! – 118-110 wurde Heimboxer Davies zum Sieger erklärt. Ein Urteil, mit dem sicherlich nicht alle zufrieden waren.
Bowes verteidigt Titel
Vor dem Beginn der Maincard kam es noch zu einem weiteren Duell im Super-Leichtgewicht. Commonwealth-Champion Philip Bowes (20-3-0, 3 KOs) verteidigte seinen Gürtel erfolgreich nach Punkten gegen Tom Farrell (16-1-0, 5 KOs), der hier als Lokalmatador auftrat. Gut möglich, dass Bowes als nächster Gegner für Robbie Davies Jr. in Frage kommt.