BDB-Präsident Thomas Pütz zeigt Größe und hebt das Skandal-Urteil von Dessau auf

Thomas Pütz

BDB-Präsident Thomas Pütz: „Fehler können passieren, aber man muss sie bestmöglich korrigieren.“

Der Bund Deutscher Berufsboxer (BDB) hat im Nachgang zur Frauen-Weltmeisterschaft zwischen Christina Hammer und der Französin Anne Sophie Mathis am vergangenen Samstag in Dessau das Ergebnis offiziell zu einem „No Contest“ geändert. Damit folgt der Aufsicht führende deutsche Verband der World Boxing Federation (WBF), die bereits gestern dieselbe Entscheidung bekannt gab. Die ebenfalls beteiligte World Boxing Organization (WBO) hat sich noch nicht abschließend geäußert. 

Was war passiert? In der fünften Runde des WBO-/WBF-Halbmittelgewichts-WM-Kampfes war die bis dahin auf den Punktzetteln führende Hammer nach einem Haken von Mathis sichtbar angeschlagen. Als die Französin nachsetzte, klemmte Hammer den linken Arm ihrer Gegnerin ein. Ringrichter Manfred Küchler unterband die Aktion nicht, so dass Mathis mit ihrer freien rechten Hand eine Serie von Haken auf das linke Ohr der Deutschen abfeuerte.

Von diesen Haken schwer getroffen ging Hammer zu Boden und konnte den Kampf nicht fortsetzen. Anstatt die Deutsche auszuzählen und auf KO-Sieg für Anne Sophie Mathis zu entscheiden, disqualifizierte Ringrichter Küchler die Französin für vermeintliche Schläge auf den Hinterkopf. Die zur Siegerin erklärte Christina Hammer sagte später, ihre Gegnerin habe sie mit dem Ellbogen geschlagen. Wie die Zeitlupen-Wiederholungen aber deutlich zeigte, waren in der entscheidenden Phase weder Hinterkopf- noch Ellbogen-Schläge im Spiel.

„Uns als BDB tut es sehr leid, dass da im Eifer des Gefechts eine vollkommen falsche Entscheidung getroffen wurde“, sagt BDB-Präsident Thomas Pütz. „Auch wenn es sich um einen WM-Kampf handelte, war mit Manfred Küchler ein BDB-Ringrichter im Einsatz. Für dessen Fehlentscheidung können wir uns nur in aller Form beim Team von Anne Sophie Mathis entschuldigen. Fehler können immer passieren, man muss dann aber auch die Größe haben, sie anzuerkennen und bestmöglich zu korrigieren. Es wird eine interne Untersuchung geben, in der wir Manfred Küchler die Gelegenheit geben, sich zu den Vorfällen zu äußern. In jedem Fall muss das Ergebnis des Kampfes aber revidiert werden. Christina Hammer hat diesen Kampf nicht gewonnen. Ich denke, ein ‚No Contest‘ mit der Anordnung eines Rückkampfes ist eine gute Lösung. So bleibt Anne Sophie Mathis Weltmeisterin, und die beiden Damen können noch mal im Ring klären, wer die Bessere ist.“ 
Respekt für diese weise Entscheidung Herr Präsident!

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