
Eine Nachbetrachtung des Kampfes um den ‚undisputed‘ WM-Titel im Halbschwergewicht von Ebby Thust
Es war ein epischer Kampf in der gestrigen Nacht in der Kingdom Arena in Riad, Saudi Araben, zwischen den beiden bis dahin unbesiegten Halbschwergewichtlern Artur Beterbiev und Dmitry Bivol. Die Beiden boxten um den ‚unbestrittenen‘ WM-Titel im Halbschwergewicht. Aber genau dieses Prädikat ‚unbestritten‘ ist es was das Urteil der drei Punktrichter, dieses Kampfes eben nicht war. Schon Minuten nach der Bekanntgabe des Punktsieges von Artur Beterbiev explodierte das Netz.
Angefangen in unserer Boxen1 Facebook-Gruppe, die inzwischen schon über 25.000 Mitglieder zählt, begannen heiße Diskussionen, was dieses Urteil um den unbestrittenen Titel betraf. Und es war gleich übersehbar, dass für die meisten unserer Gruppen-Mitglieder der Meinung waren, dass hier der falsche Boxer gewonnen hat. Als ich mich danach auf anderen internationalen Boxing-Websites und Foren einloggte konnte ich exakt die gleichen Diskussionen um dieses doch sehr kontroverse Punkturtel.
Der Kampf an sich war kein dramatischer Kampf mit spektakulären Szenen, da gab es bestimmt schon dramatischere Fights im Halbschwergewicht aus vergangenen Tagen, aber eines war dieser Kampf – und da werden mir alle Boxsport-Experten zustimmen – es war mit Abstand der hochklassigste Kampf im Halbschwergewicht ‚of all time‘.
Nur was war mit dem Urtel der drei Punktrichter am Ring? Da saßen Glenn Feldman aus den USA, Pawel Kardyni aus Polen und mein persönlicher Freund Manuel Oliver Palomo aus Mallorca, Spanien.
Von diesen drei Herren traf nur einer, nämlich Manuel Oliver Palomo, der diesen Kampf mit 114:114 Unentschieden wertete, eine vertretbare Entscheidung. Die anderen beiden Offiziellen scheinen hier einen anderen Kampf gesehen zu haben, wobei der Pole Pawel Kardyni ganz aus dem Rahmen fiel. Der Pole gab Dmitry Bivol nur ganze vier Runden von zwölf.
Die Bestätigung, dass die Punktrichter mit ihren Entscheidungen total daneben lagen, brachten dieses Mal die CompuBox Statistiken . CompuBox werten seit 1985 bei allen großen Kämpfen jede einzelne Runde, bezugnehmend auf: „getroffene Punches“, „gelandete Jabs“ und „gelandete „Power Punches“. Meist stimmen die Auswertungen von CompuBox fast zu 98% mit der Entscheidung der Punktrichter überein, ausgenommen bei diesem Kampf wo eben die CompuBox-Auswertungen total konträr zu den Entscheidungen der drei Punktrichter liegen. Schaut euch das gerne unten auf der Auswertung von CompuBox an. Hier hat Dmitry Bivol fast jede Runde gewonnen. Bei den „Total Punches Landet“ hat Beterbiev nur einzig die 8. Runde gewonnen. Bei der Statistik der „Jab landet“, wertete Compubox die 8. Rund ausgeglichen beide mit 11,1% und Beterbiev gewann hier die 9., 10. und 12. Runde, alle anderen Runden gingen hier an Dmitry Bivol. Auch bei der Statistik der „Power Punches landet“ gewinnt hier Bivol die ersten sieben Runden. Dann geht alleine die 8. Runde an Beterbiev und der Rest wieder an Bivol.
Im Endergebnis, quasi einer Auswertung aller Runden (Final Punch Stat Report) in den drei vorgegebenen Kategorien, ist Dmitry Bivol mit 33,6% zu 20,1% für gelandete Körpertreffer (Total Punches Body landet), mit 22,7% zu 12,5% der total gelandeten Jabs (Total Jabs Body landet) und 50% zu 29,4% der Power Punches, der eindeutige klare Punktsieger dieses Kampfes: Was haben da die beiden Punktrichter aus Polen und den USA nur gewertet?
Ich persönlich habe diesen Kampf 115:113 für Dmitry Bivol gewertet. Natürlich hatte ich, im Gegensatz zu den Punktrichtern am Ring – was vielleicht eine kleine Entschuldigung sein könnte – nach jeder Runde die Zeitlupenaufnahmen der besten Szenen jeder Runde und hier konnte man sehen, dass es alleine Bivol war, der die klaren und sauberen Treffer landete. Natürlich warf Beterbiev oft viele Schläge mehr als Bivol, aber er erreichte, trotz dieser Vielfalt von Schlägen, lange nicht die klaren und sauberen Treffer von Bivol.
Bei der Urteilsverkündung war dann nicht nur ich überrascht, sondern es machte den Eindruck, dass auch Artur Beterbiev etwas überrascht von diesem Ergebnis war, zumal ihm seine Ecke noch vor Beginn der 10. Runde sagte, dass er Bivol jetzt ausknocken müsste um den Kampf noch zu gewinnen, was darauf schließen lässt, dass Beterbievs Ecke auch überzeugt war, dass ihr Boxer klar nach Punkten zurück lag.
Genauso sah es im Übrigen auch Matchroom Boss Eddie Hearn und auch seine Exzellenz Turki Alalshikh, der mit den Millionen der Saudis diesen Kampf erst ermöglicht hat, sah in seiner Wertung Dmitry Bivol mit zwei Punkten vorne.
Matchroom Boxchef Eddie Hearn, der Promoter von Bivol, war von dem Ergebnis angewidert.
„Wir haben einen der größten Kämpfe und Beispiele unseres Sports gesehen“, sagte Hearn während der Pressekonferenz nach dem Kampf in Saudi-Arabien. „Ich möchte Artur Beterbiev nicht respektlos behandeln, denn er ist ein unglaublicher Boxer. Aber ich finde es widerlich, dass Dmitry Bivol nach einem Leben voller harter Arbeit nicht der unbestrittene Champion ist. Er hat diesen Kampf ganz klar gewonnen. Ich hatte Mühe, jemanden zu finden, der den Kampf gegen Bivol nicht genauso gewertet hat. … Ich sage nicht, dass es ein Raubüberfall auf eine Entscheidung ist. Aber ich verstehe nicht, wie man Beterbiev in diesem Kampf acht Runden geben kann.“
Hearn sagte, der polnische Richter Pawel Kardyni, der den Kampf mit 116-112 erzielte, „sollte nie wieder als Punktrichter fungieren dürfen“.
Bivols Manager, Vadim Kornilov, fügte hinzu, dass „wenn Kardyni aus Tschetschenien zurückkommt, sollte er sofort suspendiert werden“. Das sollte wohl ausdrücken, dass der polnische Punktrichter vom tschetschenischen Präsidenten Ramzan Kadyrow bestochen wurde.
Artur Beterbiev feierte nach dem Sieg im Ring mit Ramzan Kadyrow, dem Präsidenten der Tschetschenischen Republik, der eine Tschetschenische Spezialeinheit für Putins Krieg gegen die Ukraine zu Verfügung stellt.
Eddie Hearn sagte, dass Turki Alalshikh, Vorsitzender der General Entertainment Authority in Saudi-Arabien, zuvor darauf hingewiesen hatte, dass ein Rückkampf in der Tür stehen würde, wenn der Kampf mit einer falschen Entscheidung endete. Alalshikh sagte nach dem Kampf, dass er dachte, dass Bivol 115-113 gewonnen hat und dass er versuchen würde, grünes Licht für ein Rückkampf zu geben.
„Wir wissen, dass er ein Mann seines Wortes ist“, sagte Hearn über Alalshikh. „Es muss ein Rückkampf geben. Welchen anderen Kampf gibt es für Beterbiev? Es war eine absolute Box-Meisterklasse und eine perfekte Leistung von Bivol. Und weißt du was? Es kann besser sein. Es war eine reine Show von Konzentration, Geschick und Verteidigung, mit der Offensive.“
Stimmen prominenter Sportler zum Punkturteil von Riad
Andre Ward: „Bivol hat diesen Kampf klar gewonnen! 116-112 ist Wahnsinn!“
Sean Porter: „Ich habe 8-4 Bivol gezählt. Wie hast da jemand gezählt?“
Gareth Davis: „Für mich 8-4 in Runden für Bivol. „Es sollte einen Rückkampf geben.“
Al Bernstein: „Es gab in der Vergangenheit viele aufregende Kämpfe in der Halbschwergewichtsklasse. Ich kann nicht sagen, dass der heutige Kampf unter ihnen ist, aber es war ein kompetitives und schwieriges Duell zwischen zwei echten Champions. Ich glaube, Bivol hat 115-113 gewonnen. Ich denke, wir können sagen, dass sie sich gegenseitig neutralisiert haben.“
„Ich denke, Bivol hat genug getan, um mit einer knappen Entscheidung zu gewinnen. Infolgedessen fehlte ihm die Anzahl der Schläge, die ihn den Kampf kosteten. Er hat zu viel bei der Anzahl der geschlagenen Schläge gespart.“
Tony Bellew: „Bivol hat für mich gewonnen! Die letzte Runde war sehr knapp, aber ich habe einfach das Gefühl, dass Bivol während des gesamten Kampfes die besten Schläge geliefert hat. Tolle Kombinationen, tolles Duell. Beterbiev war großartig! Fast 40 Jahre alt, und er kämpft so hart wie damals, als er 20 war! Gute Arbeit.“
„Großes Duell, und er könnte jeden Weg gehen, um ehrlich zu sein. Allerdings ist die Punktzahl 116-112 eine Schande! Keiner der beiden Boxer gewann diesen Kampf mit einem Vier-Runden-Vorteil. Diese Nuance beunruhigt mich.“
Stephen Espinosa: „Die Wertung der Punktrichter ist wirklich schlecht. 116-112 zugunsten von Beterbiev ist eklatant schlecht.“
„Wenn Beterbievs Ecke gedacht hätte, dass sie 116-112 gewinnen würden, hätten sie ihm nach der zehnten Runde nicht gesagt, dass er einen Knockout braucht.“
Edgar Berlanga: „Ich würde mit Arthur Knochen an Knochen stehen und ihn umhauen. Kein IQ, keine Kopfbewegungen.“
Richardson Hitchins: „Kann mir jemand mit einem echten Boxgeist erklären, wie Bivol diesen Kampf verloren hat?“
Clarissa Shields: „Was mich betrifft, so hat dieser Kampf die Erwartungen nicht erfüllt.“
Es war ein Kampf auf ganz hohem Niveau
Es war ein ausgezeichneter, hochkarätiger Kampf. Es zeigte zwei Praktiker an der Spitze ihres Könnens. Ringrichter Thomas Taylor war hierbei nur ein virtueller Zuschauer, als sich die beiden Handwerker elegant gegenseitig mit ihren Fäusten auf höchstem Niveau kreuzten.
Es war kein Thriller, aber das es musste es auch nicht sein. Es war eine brillante Darstellung dessen, worum es beim Boxen geht. Strategie, Geschick, Fitness, Mut und Fertigkeit.
Wenn die Vorfreude darauf, der attraktivste aller Kämpfe, die heute im Boxsport gemacht werden können, das Ziel der Reise war, dann war das Ziel Elysium für alle Boxsport-Fans.
Bivol war gekommen um König zu werden, aber es wurde der Falsche zum König gekrönt.
Aber es besteht jede Chance, dass er doch noch einmal seine Chance bekommt, noch einmal mit „King“ Artur anzutreten, nur beim nächsten Mal wird Beterbiev als unbestrittener Weltmeister im Halbschwergewicht in den Ring steigen.
Dein Beitrag beleuchtet ein wichtiges Thema, aber ich denke, es ist problematisch, Sport und Politik so eng zu verknüpfen. Sport hat eine einzigartige Rolle in der Gesellschaft: Er soll Menschen unabhängig von ihrer Herkunft, ihrem Glauben oder ihrer politischen Einstellung verbinden. Wenn wir anfangen, Sportler für die politischen Entscheidungen ihrer Heimatländer verantwortlich zu machen, könnten wir die fundamentalen Werte des Sports gefährden, der eigentlich für Fairness, Wettkampf und persönliche Leistung steht.
Natürlich ist es verständlich, dass man auf den geopolitischen Kontext schaut, besonders in so heiklen Zeiten wie dem aktuellen Krieg in der Ukraine. Aber sollten wir Sportler wirklich zwingen, politische Statements abzugeben oder sich gegen ihre Heimat zu stellen, nur um an internationalen Wettkämpfen teilzunehmen? Das könnte Sportler in moralische Zwickmühlen bringen, ihre Karrieren gefährden und letztlich den Sport von seinem eigentlichen Zweck ablenken.
Auch Sanktionen im Profisport sind ein zweischneidiges Schwert. Man könnte argumentieren, dass Athleten, die sich für ihre eigenen sportlichen Ziele einsetzen, nicht als Repräsentanten ihrer Regierungen angesehen werden sollten. Im Gegenteil, Sportereignisse können sogar Brücken bauen und zur Völkerverständigung beitragen – auch in schwierigen politischen Zeiten.
Es bleibt daher schwierig, Sport und Politik komplett zu trennen, aber den Sport als Bühne für politische Positionen zu nutzen, könnte den eigentlichen Geist des Sports verfälschen und langfristig mehr schaden als nützen.
Dein Kommentar spricht ein sehr wichtiges Thema an, doch es ist entscheidend, dieses differenziert zu betrachten. Leon Hardt hat sich über Monate hinweg auf einen sportlichen Wettkampf vorbereitet, der für ihn und seine Karriere von großer Bedeutung ist. Dies ist in erster Linie eine sportliche Leistung, und es ist fraglich, ob man jede Entscheidung eines Sportlers direkt mit der politischen Agenda eines Landes gleichsetzen sollte.
Natürlich spielt der geopolitische Kontext, insbesondere im Fall von Russland, eine große Rolle, und es ist verständlich, dass Menschen eine kritische Haltung gegenüber dem Land und seinen Führern haben. Aber wenn wir Sportler wie Leon Hardt in diese Diskussion einbeziehen und ihnen unterstellen, dass sie durch ihre Teilnahme an einem Wettkampf automatisch das Regime von Wladimir Putin unterstützen, könnte das eine zu pauschale Sichtweise sein. Sport ist eine internationale Plattform, die oft unabhängig von politischen Strukturen operiert, und es kann problematisch sein, individuelle Athleten für die Handlungen eines Landes verantwortlich zu machen.
Es wäre außerdem unfair, von Sportlern zu verlangen, dass sie politische Entscheidungen oder Konflikte auf ihren Schultern tragen, während ihr Fokus auf sportlicher Leistung und persönlichem Erfolg liegt. Leon Hardt geht es, wie den meisten Profisportlern, darum, seine Karriere voranzutreiben und seine persönlichen Ziele zu erreichen, nicht darum, ein politisches Statement zu setzen oder eine Regierung zu unterstützen.
Natürlich ist es wichtig, sich der Symbolik bewusst zu sein, die solche Kämpfe in einem Land wie Russland haben können. Aber gleichzeitig sollte man nicht vergessen, dass Sport an sich nicht immer mit den politischen Strukturen des Gastlandes übereinstimmt. Es sollte also eine klare Trennung geben zwischen sportlichen Wettkämpfen und den politischen Handlungen eines Staates, um den eigentlichen Wert des Sports zu bewahren.
Dem kann ich nur zustimmen. Ich dachte, ich guck nicht richtig, als da plötzlich Kadyrow im Ring stand!
Dann sollte man auch fairer Weise Alexander Usik sperren! Ein Land zu representieren, das 8 Jahre lang in einem Bürgerkrieg (12.04.2014-21.02.2022) die eigene Bevölkerung weg bombt, ist suspekt!
!!!!!!!!!Ukrainische Nazis raus!!!!!!!!!
Auf was für ein lächerliches Niveau Dominik diesen tollen Artikel bringt. Wenn man Sportler aus Ländern suspendieren sollte, die ein anderes Land angreifen, dann beantworte mir doch bitte die Frage warum Amerika die halbe Welt wegbombt und es solche Menschen wie dich kein Stück kümmert? an Lächerlichkeit nicht zu überbieten wieder politisch alles zu beflecken..dann geh doch an die Front in die Ukraine, wenn du Ruhm für die Ukraine willst. peinlich.
Ich kann die Diskussion um die Bewertung nicht wirklich nachvollziehen. Beterbiev wird gerade so hingestellt, als könnte er eine rechte Gerade nicht von einem linken Haken unterscheiden. Ja, Bivol hat gute Kombinationen geschlagen, war aber den ganzen Kampf im Rückwärtsgang. Und seine Aktionen waren i.d.R. nahezu immer aus der Bedrängnis heraus. Beterbiev war der aggressivere und zielorientiertere. Ihm hat man zumindest angesehen, dass er den Undisputed wollte. Meiner Meinung nach hat das sicherlich die eine oder andere Runde zu seinen Gunsten entschieden. Bivol hat keinen Biss und Wilen zum Sieg gezeigt.
Ab an die Front lieber Dominique! Die Ukis sammeln gabeln an jeder Ecke neues Frischfleisch für den Fleischwolf auf! Du könntest dich gerne für die Femdenlegion anmelden. Für die Ukis wärst du sicherlich ein Gewinn. Nimm bitte auch am besten unser Flintenweib mit…
Ist das witzig 😀 Kein normaler Mensch schreibt doch so wie Dominique. Lass Mal Christine in Ruhe 😀 So ein richtiger RTL-Zuschauer
Russophobie und nichts anderes!
der Artikel ist ja sehr einseitig was die Leistung der beiden im ring betrifft.
für war hat ist bivol nach runde 6 nur noch am weglaufen gewesen und die härteren Treffer und die Aggression ist von Arthur gekommen.
ich erinere mich an den ersten kampf von maske vs rocky das war die Wertung des herrn tusk genau anders rum.
hier mit der Politik keule zu kommen finde ich jetzt nach dem Kampf ziemlich arm .
vor dem Kampf hab ich hier nix darüber lesen können.
jetzt ist das auf einmal ein Thema. Die Vergangenheit des Redakteur stellt man ja hier auch nicht in frage oder ?
Soviel Bullshit in wenigen Worten abgesondert. Geht’s hier um Boxen, um den Sport oder einfach NUR um pro Ukraine Propaganda?