Für seinen IBO-Titelgewinn musste Murat ans Äußerste gehen und wurde 33 Sekunden vor Schluss für seine Bemühungen belohnt.
Murat vs. Reeves: Beide schenkten sich nichts
Bei der Ankündigung dieses Kampfes hatten wohl wenige damit gerechnet, Zeuge eines solch brutalen Gefechts zu werden. Der 37-jährige Travis Reeves war in seinen bis dato 18 Profikämpfen nicht auf großer Bühne in Erscheinung getreten und galt als eher fein säuberlich ausgesuchter Gegner, der Karo Murat einen nicht allzu schweren Weg zur Weltmeisterschaft bereiten sollte. Doch daraus wurde nichts, wie sich in den kommenden 11 ¾ Runden herausstelle.
Schon früh war zu erkennen, dass beide Boxer sich nichts schenken würden. Ohne allzu großen Wert auf Deckungsarbeit zu legen, fighteten die Herren von Beginn an beherzt drauf los. Karo Murat hatte dabei oft die etwas härter erscheinenden Treffer im Ziel, während Travis Reeves sich durch eine höhere Schlagfrequenz auszeichnen konnte. Dadurch war es über den kompletten Kampf ein schweres Unterfangen, die Runden in die eine oder die andere Richtung zu werten.
Mit Beginn der zweiten Hälfte schien Murat – welcher zu dem Zeitpunkt schon jede Menge Kraft in seine Aktionen gelegt und selbst gute Hände genommen hatte – müde zu werden und fand sich vermehrt an den Seilen wieder, was dem US-Amerikaner Reeves in die Karten spielte und die ein der andere Runde einbrachte. Murat konnte lediglich in den Schlussphasen der jeweiligen Runden aufdrehen und bewies dabei großes Kämpferherz.
Als es dann so schien, als würde Reeves auch die letzte Runde in dieser gnadenlosen Schlacht für sich entscheiden, traf ihn Murat in den letzten 40 Sekunden mit einem schweren linken Haken am Kinnwinkel und deckte seinen Gegner anschließend in der Ringecke noch mit diversen Händen ein, was Ringrichter Oliver Brien den Kampf abbrechen ließ. Keine 100 % glückliche Entscheidung in Anbetracht der Tatsache, dass Reeves nicht komplett von Sinnen war und nur noch eine halbe Minute hätte überstehen müssen.
Karo Murat war dies herzlich egal – mit diesem späten Erfolg sicherte er sich den vakanten IBO-Titel im Halbschwergewicht, was für den 34 Jahre alten Boxer aus Berlin nochmal ein schöner Erfolg im Herbst seiner Karriere ist.