Der Olympiasieger Tony Yoka kämpft um seine Profikarriere und steht vor einem wegweisenden Kampf am Samstag in Paris.
Eine große Amateurkarriere macht nicht automatisch einen erfolgreichen Profiboxer. Diese Erkenntnis trifft derzeit auch auf den Werdegang von Olympiasieger Tony Yoka (13-3) zu, der sich nach vielversprechenden Aufbausiegen nun mit dem Rücken zur Wand sieht. Die Erwartungen an den französischen Hoffnungsträger im Schwergewicht waren enorm – ebenso groß war die Enttäuschung nach seinen chancenlosen Auftritten gegen Martin Bakole und Ryad Merhy.
Nach diesen schwachen Leistungen zog Yoka die Reißleine und begab sich nach Großbritannien, wo er mit zwei Aufbaukämpfen neues Selbstvertrauen tanken konnte. Nun steht er erneut vor einem wegweisenden Kampf am Samstag. Eine Niederlage darf er sich nicht erlauben – sie könnte das endgültige Aus für seine einst hochgehandelte Profikarriere bedeuten.
Tony Yoka trifft am Samstag auf den ungeschlagenen Russen Arslan Yallyev
Yoka trifft am Samstag in Paris auf den ungeschlagenen Dagestaner Arslan Yallyev (16-0), der durchaus als gefährlicher Gegner gilt. Yallyev ist noch unbesiegt, sicherte sich vor zwei Jahren die russische Meisterschaft und rangiert aktuell auf Platz 38 der BoxRec-Weltrangliste – Yoka hingegen steht derzeit auf Platz 60. Für einige Boxsportfans kam dieser Kampf überraschend, da er zunächst nicht bei BoxRec gelistet war. Allerdings wurde er bereits vor Monaten angekündigt und scheint auch stattzufinden.
Man muss festhalten: Yallyev ist technisch nicht der versierteste Boxer – was auch daran liegt, dass er ursprünglich ein erfolgreicher Muay-Thai- und Kickbox-Kämpfer war. Im Profiboxen hat er sich mittlerweile gut etabliert, zeigte aber in einigen Kämpfen klare Schwächen – etwa bei der russischen Meisterschaft gegen Georgiy Yunovidov (10-1), in der er jede Runde verlor, ehe er seinen Gegner in der vierten Runde sehenswert stoppte.
Arslan Yallyev (14-0) wins his heavyweight championship fight against Georgy Yunovidov (7-1) with an impressive knockout in the fourth round in Ekaterinburg, Russia. pic.twitter.com/Gx4bacAVVS
— Permante (@PermantexG) March 7, 2023
Yoka, der sowohl Amateurweltmeister als auch Olympiasieger ist, sollte über die technischen Mittel verfügen, diesen Kampf klar nach Punkten zu gewinnen. Dennoch darf man Yallyev nicht unterschätzen – er ist ein erfahrener Kampfsportler mit Punch. Sollte der Kampf über die Runden gehen, dürfte Yoka allerdings als Favorit gelten.
Legacy-Sports-Management-Schützling Milan Prat boxt ebenfalls in Paris
WBA-Intercontinental Title: Milan Prat (FRA) – Abel Mina (ECU)
© Torsten Helmke
Auf der Undercard tritt zudem das französische Superweltergewicht Milan Prat (25-1) an, der auch in Deutschland bekannt ist. Er steht unter Vertrag bei Karim Akkar und dessen Legacy Sports Management in Düsseldorf und hat bereits einige Kämpfe hierzulande bestritten – zuletzt im national vielbeachteten Duell gegen Slawa Spomer (20-1) in Oberhausen. Seitdem sind eineinhalb Jahre vergangen – und bei Prat hat sich einiges getan. Er feierte fünf überzeugende Siege in Folge und konnte zuletzt den WBO-Global-Titel gewinnen, der innerhalb des Weltverbandes durchaus Gewicht hat.
Ursprünglich sollte Prat in Paris auf den gefährlichen Puncher Emmany Kalombo (19-1) treffen, der 18 seiner 19 Siege vorzeitig erzielte und aktuell auf Platz 30 der BoxRec-Rangliste steht. Dieser Kampf wurde kurzfristig abgesagt. Stattdessen tritt Prat nun gegen den Kolumbianer Placido Ramirez (27-4) an – unter den Umständen sicherlich keine schlechte Wahl. Zwar gilt Ramirez nicht als Siegkandidat, doch er besitzt Schlagkraft und sucht stets seine Chance in der Offensive. Gerade in den ersten Runden sollte man ihn nicht unterschätzen. Je länger der Kampf jedoch dauert, desto deutlicher dürfte Prat die Kontrolle übernehmen.
Upset in the main event in Zgorzelec, Poland! Placido Ramirez 🇨🇴 (22-3) with a huge KO in round 4 against Lukasz Wierzbicki 🇵🇱 (22-2) in their title welterweight-bout. pic.twitter.com/SxNDM9P8gg
— Permante (@PermantexG) April 15, 2023
Canal+ überträgt das Event in Frankreich
Wie so oft stellt sich auch diesmal die leidige Frage nach der Übertragung. Im DACH-Raum wird das Event voraussichtlich nicht gezeigt. In Frankreich hingegen wird es am Samstag ab 21 Uhr auf CANAL+ SPORT 360 live übertragen.