
Im SNP Dome Heidelberg findet eines der größten Box-Events des Jahres statt. Auf der Undercard erfolgt das Profidebüt von Nelvie Tiafack.
Die meisten Boxsportfreunde haben den 19. Juli sicherlich schon fest im Visier. Der Tag verspricht so einiges im Profiboxen – sei es das Comeback von Manny Pacquiao in Las Vegas oder der große Undisputed-Kampf im Schwergewicht im Wembley Stadium in London.
Bei dieser Konkurrenz ist es sicherlich schwer, in den Fokus zu geraten. Dennoch hat sich genau das die neu gegründete RINGSIDE ZONE im SNP Dome in Heidelberg vorgenommen – und lässt eines der größten Box-Events des Jahres steigen.
Konzept mit mehreren Säulen soll das Box-Event gewinnbringend erweitern
Hierfür hat man sich ein Modell mit mehreren Säulen überlegt, das das Konzept auf ein neues Level heben soll. Neben hochklassigem Boxsport gibt es auch verschiedene Show-Acts – darunter Starauftritte von Musikern wie dem bekannten Rapper Shindy.
Auch der Charity-Aspekt soll nicht zu kurz kommen. Man arbeitet mit der Klitschko Foundation zusammen und möchte im Rahmen des Events Spenden für den guten Zweck sammeln. Zahlreiche Prominente haben sich bereits angekündigt und wollen dieses Event keineswegs verpassen, das von Moderator Kai Ebel gekonnt begleitet wird. Im Mittelpunkt stehen dennoch die sechs Kämpfe des Abends.
Schwergewichtshoffnung Emanuel Odiase vor dem ersten Profititelkampf

© Torsten Helmke
Im Hauptkampf wird der Heidelberger Emanuel Odiase (7-0) stehen, der vor dem ersten Titelkampf seiner bisherigen Profikarriere steht. Das Schwergewicht gilt als eine der vielversprechendsten Boxhoffnungen Deutschlands und hat auch international bereits Aufmerksamkeit erregt. So wurde das Team von Anthony Joshua auf Odiase aufmerksam und nahm ihn unter Vertrag.
Auch Florian Winter und seine RINGSIDE ZONE erkennen das große Potenzial des Hünen und haben ihm bei der Debütveranstaltung direkt den Hauptkampf samt Titelchance eingeräumt. Ursprünglich sollte der solide Tscheche Tomas Salek (23-7) als Gegner antreten, doch es gab einige Komplikationen. Zunächst erfüllte Salek nicht die Vorgaben des BDB, um für einen Titelkampf zugelassen zu werden. Als er dann noch kurzfristig einen Aufbaukampf einlegte, kam die nächste Hiobsbotschaft: Aufgrund interner Unstimmigkeiten suspendierte die EBU vorübergehend zahlreiche tschechische Boxer – Salek inklusive. Ein neuer Gegner musste also her.
Govedarica ersetzt Salek – ein erfahrener, aber schlagbarer Gegner

Alexander Müller vom Berge (GER) – Srdan Govedarica (SRB)
© Torsten Helmke
Als Ersatz springt nun der Bosnier Srdan Govedarica (13-11) ein. Mit elf Niederlagen weist er zwar keine beeindruckende Bilanz auf, doch vor allem im Schwergewicht sollte man keinen Gegner unterschätzen. Diese Erfahrung musste auch der AGON-Sports-Schützling Alexander Müller vom Berge machen, der im September seine erste Profiniederlage gegen eben jenen Govedarica erlitt. Der Zwei-Meter-Hüne bringt nicht nur Erfahrung, sondern auch Schlagkraft mit und befindet sich aktuell sogar in einer Siegesserie von drei vorzeitigen Erfolgen.
„Wir sind froh, dass wir so schnell eine Einigung mit Govedaricas Management erzielen konnten. Er ist erfahren, hat enorme Schlagkraft und wird top vorbereitet in den Ring steigen“, erklärt Florian Winter, Geschäftsführer von RINGSIDE ZONE und Veranstalter des Events.
Nichtsdestotrotz geht Odiase als klarer Favorit in den Kampf und möchte sich am Samstag in Heidelberg die Internationale Deutsche Meisterschaft sichern. Der Heidelberger hat in der Vergangenheit wiederholt seine Explosivität und enorme Schlagkraft unter Beweis gestellt. Govedarica dürfte nur in der Anfangsphase eine Puncher-Chance haben – diese wird er allerdings mit Sicherheit konsequent suchen.
Simon Zachenhuber fordert die Nummer 4 der WBO heraus

Für Simon Zachenhuber (27-0) wird es am Samstag in Heidelberg ernst. Der sympathische Bayer hat sich in den vergangenen Jahren einen beeindruckenden Rekord erarbeitet und rangiert aktuell auf Platz 8 der IBF und Platz 12 der WBO im Supermittelgewicht. Das Ziel ist klar: Zachenhuber will sich mit den besten Boxern der Welt messen und eine WM-Chance erarbeiten. Doch zuletzt stagnierte es beim Matchmaking etwas. Seit dem überzeugenden Sieg über Emre Cukur sind über anderthalb Jahre vergangen, ohne dass ein großer Name auf seiner Gegnerliste stand.
Trotzdem arbeitet Zachenhuber kontinuierlich an seiner Entwicklung. Unter der wachsamen Leitung von Trainer Conny Mittermeier wird intensiv trainiert – und das mit sichtbarem Erfolg. „Ich habe große Freude am Training und an meiner Entwicklung“, so Zachenhuber über den laufenden Prozess. In jeder Vorbereitung macht er spürbare Fortschritte, wie er selbst betont.
Welche dieser Fortschritte tatsächlich Früchte tragen, kann er am Samstag unter Beweis stellen. Denn der 27-Jährige trifft auf keinen Geringeren als die ungeschlagene Nummer 4 der WBO: Paulinus Ndjolonimu (19-0). Der Namibier hat seine gesamte Profikarriere bislang in seinem Heimatland bestritten, sich dort aber mit zahlreichen vorzeitigen Siegen bis an die Weltspitze herangearbeitet. Mit einer KO-Quote von fast 90 % und einem Platz unter den Top 20 bei Boxrec liegt er derzeit sogar vor Zachenhuber.
Ein wegweisender Kampf für beide
Dieses Duell ist ein echter Prüfstein – und ein potenzieller Wendepunkt für beide Kämpfer. Der Sieger wird sich im WBO-Ranking entscheidend nach vorne schieben und der ersehnten Weltmeisterschaft ein enormes Stück näherkommen. Für Zachenhuber ist es der langersehnte große Kampf, auf den er seit einiger Zeit hinarbeitet.
Auch wenn Ndjolonimu mit seiner beachtlichen Körpergröße von rund 1,90 Meter und seiner Wucht ein ernstzunehmender Gegner ist, scheint er nicht unbesiegbar. Im Dezember kassierte er bei einer IBA Pro-Veranstaltung in Dubai eine krachende KO-Niederlage gegen den Kongolesen Patrick Mukala – ein Dämpfer, der zeigt, dass auch der Namibier verwundbar ist.
Olympiamedaillengewinner Nelvie Tiafack gibt sein Profidebüt

Mit großer Spannung wird das Profidebüt von Nelvie Tiafack im Schwergewicht erwartet. Das deutsche Ausnahmetalent gewann bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris eine historische Medaille und ist nun bereit, auch im Profibereich für Furore zu sorgen. Zwar ist angedacht, dass der international begehrte Tiafack seine Karriere perspektivisch im Ausland vorantreiben wird, doch das Profidebüt findet zunächst in Heidelberg statt.
Tiafack trifft beim Debüt auf das solide polnische Schwergewicht Jakub Sosinski (8-11-1), der im Oktober 2023 über die volle Distanz von acht Runden mit Peter Kadiru ging. Für einen Debütgegner ist Sosinski ein durchaus solider Prüfstein – kompakt gebaut, massig, erfahren. Dass man ihn aber auch vorzeitig bezwingen kann, bewies unter anderem Hauptkämpfer Emanuel Odiase, der Sosinski im April sehenswert stoppte. Der Kampf gegen Tiafack ist auf sechs Runden angesetzt.
Auch Alexander Okafor feiert sein Profidebüt

Neben Tiafack wird auch Alexander Okafor sein erstes Profiduell bestreiten. Der Frankfurter bringt die Erfahrung aus 125 Amateurkämpfen mit und konnte sowohl national als auch international überzeugen. So sicherte er sich 2022 beispielsweise den dritten Platz bei der U22-Europameisterschaft im kroatischen Poreč.
Im Cruisergewicht trifft er nun auf Üsame Bozkurt (6-2). Bozkurt feiert nach über drei Jahren Inaktivität sein Comeback im Ring und war insgesamt in den letzten Jahren kaum aktiv – in den vergangenen neun Jahren bestritt er nur einen einzigen Kampf. Was man vom Wuppertaler nach dieser langen Pause erwarten kann, bleibt abzuwarten. Okafor jedenfalls ist hochmotiviert und bringt viel Talent mit, was die angesetzten sechs Runden für Bozkurt ziemlich unangenehm machen dürfte.
Devrim Gökduman boxt um die IBF-Europameisterschaft

Foto: Marco Baumann
In Heidelberg wird zudem Devrim Gökduman (12-0) um die IBF-Europameisterschaft im Leichtgewicht boxen. Der Karlsruher gilt als technisch versierter Boxer und stellte seine Qualitäten 2023 eindrucksvoll bei den Amateur-Weltmeisterschaften in Usbekistan unter Beweis. Auch im Profibereich konnte er bereits überzeugen – so bezwang er im vergangenen Jahr bei einer Veranstaltung am Olympiastützpunkt Heidelberg den zuvor ungeschlagenen Yohan Morocoima vorzeitig und sicherte sich damit den IBF-Juniorenweltmeistertitel.
Nun steht der nächste IBF-Titel an: Gökduman trifft auf den erfahrenen Rumänen James Chereji (22-5), der bereits zahlreiche internationale Titelkämpfe bestritten hat – unter anderem forderte er Ex-Weltmeister Liam Paro in Australien heraus. Chereji ist ein gut ausgebildeter Boxer und verspricht, ein adäquater Prüfstein für Gökduman zu werden. Der Karlsruher zeigt sich dennoch siegessicher: Er blickt auf eine intensive, dreimonatige Vorbereitung zurück, die ihm am Samstag den Titelgewinn ermöglichen soll.
Auch ein Frauenkampf findet auf der Veranstaltung statt: Die ungeschlagene Engländerin Omarah Taylor (4-0) trifft im Opener in einem auf 6×2 Minuten angesetzten Duell auf die ehemalige argentinische Meisterin und Südamerikameisterin Erica Juana Gabriela Alvarez (8-12).
Bild+ und DAZN übertragen live – Tickets über Eventim erhältlich
Der große Kampfabend beginnt am Samstag um 19 Uhr im SNP Dome in Heidelberg. Neben den sechs spannenden Profikämpfen erwartet die Zuschauer auch ein abwechslungsreiches Showprogramm mit einem Charity-Schwerpunkt. Für musikalische Highlights sorgen unter anderem der gebürtige Heidelberger und in den USA erfolgreiche Musiker NoMBe, sowie Rap-Star Shindy oder Ardian Bujupi.
Die Veranstaltung wird live auf Bild+ und DAZN übertragen. Restkarten sind ab 67,50 Euro auf Eventim erhältlich.














