Bielefeld wird Austragungsort einer WBO-Juniorenweltmeisterschaft. Im Co-Main-Event steht Senad Gashi.
Am Samstag hat das lange Warten ein Ende: Die Stadt Bielefeld bekommt eine WBO-Juniorenweltmeisterschaft präsentiert. Einst blickte die Boxszene gerne nach Bielefeld, wo sich Marco Huck im ARD mit starken Gegnern duellierte. Seit einigen Jahren wurde es relativ still in Ostwestfalen, doch am Samstag wird die Stadthalle Bielefeld wieder ein Epizentrum des nationalen Boxens. Neben der Juniorenweltmeisterschaft werden weitere starke Prospects, lokale Boxer sowie gestandene Topkämpfer wie Senad Gashi vertreten sein.
Ilyas Can Kali ist heiß auf die WBO Juniorenweltmeisterschaft
T10 Boxing stellt das Event in der Stadthalle Bielefeld auf die Beine und wird auch den Hauptkampf um die Juniorenweltmeisterschaft im Weltergewicht präsentieren. Der Sohn der Stadt, Ilyas Can Kali (12-0), sehnt sich schon lange nach internationalen großen Titeln. Nach dem Gewinn des BDB-International-Gürtels sowie einigen kleineren Titeln wird am Samstag endlich der Grundstein für seine internationale Karriere gelegt. Mit dem Gewinn der Juniorenweltmeisterschaft würde er einen wichtigen Schritt in Richtung einer weiteren internationalen Karriere machen. Ilyas Can ist im Ring auffällig, da er die Philly Shell-Technik verwendet, die ihn von anderen deutschen Boxern unterscheidet. Er möchte aus der breiten Masse herausstechen, ein Unikat sein, für das die Leute gerne Eintritt bezahlen.
Am Samstag kämpft er gegen den Venezolaner Carlos Zabaleta (12-3), der gerne in den Infight geht und sich am Mann abarbeitet. Ursprünglich war jedoch vorgesehen, dass die Nummer 2 aus Kolumbien sein Gegner sein sollte – dieser zog sich jedoch aus dem Kampf zurück. So musste ein Ersatz her, was nicht zwingend die Gegnerqualität steigerte. Zabaleta wird der klare Außenseiter in Bielefeld sein, doch auch für ihn ist es eine großartige Gelegenheit, neuer Juniorenweltmeister zu werden. Dafür hat Zabaleta in den letzten Wochen akribisch trainiert, wie aus Lateinamerika zu vernehmen war.
Ilyas Can Kali verspricht eine großartige Show
Boxen1 hatte die Gelegenheit, im Vorfeld mit Ilyas Can zu sprechen, der zu diesem Thema Folgendes sagte: „Dieser Ersatzgegner sieht auf dem Papier nicht so gut aus, was schade ist. Nichtsdestotrotz darf man einen Boxer nicht nur nach seinem Ranking beurteilen. Ich selbst war damals, wegen falschen Matchmakings, auf Platz 7-800. Zu der Zeit hätte ich dennoch die Top 5-10 aus Deutschland in meiner Gewichtsklasse easy bezwungen. Man darf deshalb nicht nur auf die Rankings schauen, BoxRec ist auch nur eine private Seite. Ich weiß, dass er sehr gut boxt. Er ist ein Infighter, er macht viel Druck. Er ist auf jeden Fall kein leichter Gegner, kein Fallobst. Ich nehme ihn sehr ernst, sonst wäre ich nicht in der Vorbereitung und würde so sehr Gas geben!“
Auf die Frage, wie sehr er sich auf die Juniorenweltmeisterschaft freue, antwortete Ilyas Can: „Ich freue mich sehr! Es war schon seit Jahren geplant, aber es kam nie zu der Möglichkeit. Jetzt ist es endlich so weit. Nach all den Jahren harter Arbeit und Fleiß kann ich um einen großen Gürtel boxen. Ich habe so lange darauf gewartet, jetzt ist Showtime! It’s time to shine, jetzt kommt meine Zeit.“
Abschließend versprach Ilyas Can allen Zuschauern am Samstag in Bielefeld: „Ich sage nur eines: Jeder, der für ein Ticket bezahlt hat, wird es auf keinen Fall bereuen. Diese Show, die ich dort abliefern werde, die Performance, wird crazy sein!“
Senad Gashi steht im Co-Mainevent
Natürlich verfügt die Veranstaltung über eine Undercard, die zahlreiche Stunden Boxvergnügen in Bielefeld bescheren wird. Beispielsweise steht im Co-Mainevent der renommierte Puncher Senad Gashi (29-4), der bereits gegen internationale Spitzenmänner gekämpft hat. So zum Beispiel im vergangenen November, als er in Südafrika vor den Augen von Lennox Lewis um die Interimsweltmeisterschaft der WBC gegen Kevin Lerena (30-3) antrat.
Gashi folgt jedoch einem festen Intervall-Muster, auf das er kontinuierlich zurückgreift. Nach einem stärkeren Gegner (zuletzt gegen Mustapha Amadu im Juli) folgt mindestens ein schwächerer Mann. In diesem Sinne bleibt sich die „GachineGun“ treu und boxt um den WBF-Gürtel im Bridgerweight gegen Reinaldo Gonzalez (22-11). Es ist kaum vorstellbar, dass dieser Kampf besonders lange andauern wird, was durchaus enttäuschend erscheint… insbesondere angesichts der Tatsache, dass Gashi über das Niveau verfügt, auch stärkere Gegner zu bezwingen. Allerdings sei erwähnt, dass der Rest der Undercard deutlich lohnenswerter aussieht.
Tilev trifft auf ehemaligen IBO-Herausforderer Arriaza
Der Bielefelder Dimitar Tilev (16-2-1) freut sich besonders, wieder in seiner Heimatstadt zu kämpfen. Das Supermittelgewicht musste 2022 gegen den starken Spanier Jose Luis Navarro Jr. (12-2) seine erste Niederlage einstecken. Zuletzt boxte er zweimal auf Hazrolli-Veranstaltungen in München, wo er ein Unentschieden sowie eine Niederlage erzielte. Nach fast drei Jahren steht nun wieder ein Heimspiel für Tilev an, der seine makellose Bilanz in Ostwestfalen ausbauen möchte.
Leicht wird das jedoch nicht, da mit Roberto Arriaza (19-11) ein renommierter Boxer auf der Gegenseite steht. Doch das ist nichts Neues für Tilev, der die Herausforderung liebt und sich regelmäßig starken Gegnern in engen Kämpfen stellt. Arriaza befindet sich zwar aktuell in einer Niederlagenserie, doch in diesen Niederlagen bewies der Mann aus Nicaragua, dass er mit international ambitionierten Kämpfern noch sehr gut mithalten kann. Zuletzt tat er dies in Hamburg bei einer P2M-Veranstaltung gegen den populären Simon Zachenhuber (24-0), wo sich beide Männer einen intensiven und ausgeglichenen Kampf über acht Runden lieferten. Im Januar 2020 boxte Arriaza sogar um den IBO-Titel gegen Sebastian Formella (26-3), unterlag jedoch nur knapp nach Punkten. Arriaza ist für seine energiegeladenen Auftritte bekannt, bei denen er seinen Gegner bedrängt und mit harten Aktionen zurückdrängt. Tilev wird also gewarnt sein und muss am Samstag maximale Härte zeigen, um in Bielefeld erneut einen Sieg einzufahren.
Sayili bekommt mit Trana einen harten Gegner
Ebenfalls interessant auf der Undercard liest sich die Paarung im Superleichtgewicht zwischen Emre Sayili (4-0) und Kevin Trana (15-18-3). Sayili ist erst 19 Jahre jung und befindet sich noch in der Aufbauphase. Nun bekommt er am Samstag mit dem gefährlichen Kevin Trana direkt eine große Feuertaufe. Trana mag numerisch keinen beeindruckenden Rekord vorweisen, doch davon sollte man sich nicht zu stark blenden lassen. Trana hat in der jüngeren Vergangenheit mehrmals bewiesen, dass er mit starken Gegnern international mithalten kann, auch wenn er auf dem Papier gegen sie verlor.
Als Beispiel dafür kann man Tranas Kampf auf der Universum-Veranstaltung im vergangenen Mai heranziehen, bei dem er durchaus kontrovers nach Punkten gegen Oussama Kebdani (6-0) verlor. Ein weiteres Zeichen von Tranas Qualität ist die Tatsache, dass er trotz 36 Kämpfen noch nie vorzeitig verlor, was als b-side im ständigen Auswärtsmodus keine Selbstverständlichkeit darstellt. Entsprechend kann man sehr gespannt darauf sein, wie der junge Sayili diese Aufgabe lösen wird.
Die weitere Undercard in Bielefeld
Fünf weitere Kämpfe sind für die Undercard geplant.
Caglar Genc (4-0) #722 vs. Abdul Njego (5-2) #256, Halbschwergewicht: Genc ist bereits 34 Jahre alt und startete seine Profikarriere im vergangenen Dezember. Viel Zeit bleibt für einen Aufbau also nicht, das ist offenbar auch bekannt. Genc fordert nun am Samstag den Ugander Njego heraus, der bei Boxrec etwa 450 Plätze besser gerankt ist! Njego startete mit 2 Niederlagen in seine Karriere, konnte zuletzt jedoch einen starken vorzeitigen Sieg einfahren. Ohne Risiko ist der Kampf also für Genc nicht, aber wenn er seine 100%-KO-Quote beibehält und Njego stoppen sollte, würde Genc einen Quantensprung nach vorne machen.
Emin Atra (19-0) #174 vs. Islam Teffahi (22-14-2) #656, Halbschwergewicht: Atra ist ein Bielefelder und möchte seiner Profikarriere noch einmal einen großen Schub geben. Während der Pandemie war er 2 Jahre inaktiv, möchte aber mit 35 Jahren nun wieder regelmäßig im Ring stehen. Teffahi verspricht ein Gegner zu sein, der über viel Routine verfügt. In seiner längeren Karriere hat er auch WBC-Titelkämpfe gewonnen, doch seine beste Zeit dürfte bereits hinter ihm liegen. Zudem hat er physisch im Halbschwergewicht nicht viel verloren.
Hamza Salahudin (12-0) #90 vs. Oladimeji Akinde (5-5-2) #476, Halbschwergewicht: Salahudin hat sich als talentiertes Prospect einen Namen gemacht. Er ist technisch versiert, boxt smart und verfügt über genug Punch, um seine Gegner zu beeindrucken. Bei all den günstigen Voraussetzungen sollte man jedoch nicht vergessen, dass er mit 21 Jahren noch am Anfang seiner Karriere im Halbschwergewicht steht. Nun trifft er auf den Nigerianer Akinde, gegen den er bereits im Juli bei der AAA-Fighting Series hätte antreten sollen. Akinde hatte nun 2 Monate mehr Zeit, um sich für den Kampf in Bielefeld vorzubereiten. Ob ihm das jedoch viel nützen wird, bleibt abzuwarten.
Goktug Sogut, ein Leichtgewicht, feiert zudem sein Profidebüt. Sein Gegner ist ein georgischer Journeyman, der auf dem Papier schlagbar erscheint. Spannender verspricht der Kampf von Ibragim Bazuev (2-0) zu werden. Bazuev war ein Elite-Amateur in Deutschland, der sich international regelmäßig mit den besten Boxern gemessen hat. In Bielefeld will er seine großen Qualitäten nun zum dritten Mal bei den Profis unter Beweis stellen. Da Bazuev einen wohlverdienten Ruf genießt, meiden viele Boxer einen Kampf gegen ihn, was die Gegnerwahl erschwert. Die endgültige Bekanntgabe seines Gegners erfolgt kurzfristig.
Fight24 ist der Übertragungspartner – Tickets auf Eventim
Tickets für das Event sind ab 40 € auf Eventim noch erhältlich. Zudem kann man sein Glück am Kampftag an der Abendkasse versuchen.
Wer es nicht vor Ort live schafft, kann auf den Fight24-PPV-Livestream zurückgreifen. Fight24 ist der verlässliche Premiumpartner für den nationalen Kampfsport. Nebenbei sei erwähnt, dass das neueste Layout-Update von Fight24 äußerst gelungen ist.