Am Samstag in Armenien: Murat Gassiev vs. Kem Ljungquist

Murat Gassiev vs. Kem Ljungquist.

Die IBA veranstaltet in der Hauptstadt Armeniens einen spannenden Schwergewichtsshowdown im Main-Event!

Seit geraumer Zeit organisiert die IBA neben den Amateurkämpfen auch eine semiprofessionelle Kampfreihe, die IBA Champions Night. Diese wird teilweise auf Boxrec nicht aufgeführt, findet aber dennoch statt. Allein in der letzten Woche gab es zwei IBA-Veranstaltungen, darunter der WBA-Bridgerweight-Titelkampf von Leon Harth in Russland sowie die IBA-Veranstaltung wenige Tage darauf in Wien. In dieser Woche liegt der Fokus jedoch auf Jerewan, Armenien, wo Murat Gassiev um seine Profikarriere kämpfen muss.

Murat Gassiev – der gefallene Cruisergewichtsstar

Murat Gassiev (links) kassierte gegen Oleksandr Usyk seine erste Niederlage.

Die Zeichen der Zeit haben sich zuletzt massiv verschoben, das gilt auch für den sportlichen Werdegang von Murat Gassiev (30-2), der vor ungefähr sechs Jahren noch als einer der stärksten Boxer P4P galt. Er nahm an der von Kalle Sauerland organisierten World Boxing Super Series teil, in der er sich bis ins Finale gegen den ukrainischen Boxsuperstar Oleksandr Usyk (22-0) vorkämpfte und zwei WM-Gürtel (WBA und IBF) hielt. Der Kampf war zu der Zeit eine der Traumpaarungen im Boxsport. Gassiev galt als brandgefährlicher Puncher, unterlag jedoch dem technisch überlegenen Usyk einstimmig nach Punkten.

Nach dieser schmerzhaften Niederlage orientierte sich Gassiev neu und wechselte ins Schwergewicht. Viele Boxsportfreunde waren gespannt, wie sich das ehemalige Weltklasse-Cruisergewicht in der neuen Gewichtsklasse präsentieren würde. Zwar galt Gassiev nie als sonderlich großer Boxer, doch seine Schlagkraft schien auch im Schwergewicht problemlos beeindruckend zu sein. Seine Karriere stagnierte jedoch über die Jahre. Gassiev stand selten im Ring und boxte überwiegend gegen durchschnittliche Gegner wie Michael Wallisch (23-6), die ihm kaum Widerstand leisten konnten. Zudem laborierte er immer wieder an Verletzungen, wodurch sein Werdegang im Schwergewicht insgesamt als enttäuschend bewertet werden musste. Dies gipfelte schließlich in seiner zweiten Profiniederlage im September 2023 gegen Otto Wallin (27-2). Gassiev wirkte langsam und behäbig, konnte Wallin kaum stellen und verlor verdient nach Punkten.

Wer 2018 eine solche Entwicklung bei Gassiev vorausgesagt hätte, wäre vermutlich ungläubig angestarrt worden. Nun ist sie Realität. Umso wichtiger erscheint sein nächster Kampf, denn dieser könnte maßgeblich entscheidend für seine weitere Karriere sein.

Kem Ljungquist – ein ungeschlagener 2-Meter-Däne

Kem Ljungquist

Gassiev trifft am Samstag auf den ungeschlagenen Dänen Kem Ljungquist (18-0), der beachtliche 2 Meter misst und zudem ein Southpaw ist. Ljungquist ist auch in Deutschland bekannt, da er bei Sauerland Events unter Vertrag stand und hier vier Kämpfe bestritten hat. Zuletzt konnte er einige gute Siege einfahren, die ihm ein Boxrec-Ranking in den Top 30 eingebracht haben. Gute Vorzeichen also, die er nun mit einem Sieg über den renommierten Gassiev veredeln möchte. Dem Sieger winkt der Sprung in die Top 15, was zugleich bedeutet, dass auch größere Kämpfe im Anschluss folgen könnten. Mit 34 Jahren hat Ljungquist in seiner gesamten Karriere auf diesen Moment hingearbeitet und möchte ihn nun entsprechend nutzen. Für Gassiev hingegen ist der Kampf auch von enormer Bedeutung, da eine weitere Niederlage ihn endgültig in die Bedeutungslosigkeit manövrieren würde.

Reichweitenvorteile und Beweglichkeit sind die Schlüssel zum Sieg

Wer Gassiev zuletzt im Ring beobachtet hat, muss zweifellos zur Erkenntnis gekommen sein, dass er sehr tapsig und wenig geschwind wirkt. Selbst wenn er in der Vorbereitung daran gearbeitet haben sollte, wird dies wohl kaum einen signifikanten Unterschied gemacht haben. Wenn Gassiev jedoch in der Nahdistanz arbeiten kann, setzt er seine brachiale Power ein, beginnt mit Körpertreffern, zermürbt seine Gegner und schließt mit Schlägen zum Kopf ab. Dieses Szenario darf Ljungquist auf keinen Fall zulassen. Er hat massive Reichweitenvorteile und wird viel im Rückwärtsgang agieren müssen. Lockeres Boxen, konstante Arbeit mit der Führhand und das Suchen des Clinchs, wenn Gassiev in die Nahdistanz kommt, sind entscheidend. Es mag kein spektakulärer Boxstil sein, doch es ist der aussichtsreichste, um den Kampf zu gewinnen. Die Frage bleibt, ob Ljungquist diesen Gameplan konsequent über zehn Runden umsetzen kann. Das wird sich am Samstag zeigen.

Kostenlose Übertragung auf YouTube

Wer Interesse hat, sich den Schwergewichtskampf anzuschauen, kann dies am Samstag kostenlos auf YouTube tun. Die IBA wird wie immer die Veranstaltung auf YouTube streamen. Der Beginn der Übertragung ist auf 21 Uhr festgelegt und wird voraussichtlich auch einige Vorkämpfe beinhalten.

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