WBA-Continental-Europe: Altin Zogaj (GER) – Alexander Rigas (GER)
© Torsten Helmke
Beim gestrigen Hauptkampf in Stuttgart behält Altin Zogaj die Oberhand und besiegt Alexander Rigas verdient nach Punkten.
Den idealen Zeitpunkt für eine Kampfsportveranstaltung gibt es vermutlich nie, denn stets herrscht eine internationale oder nationale Konkurrenz. Darauf muss sich jeder Veranstalter einstellen. Besonders bitter war jedoch das gestrige Szenario für Events neben dem großen Riad-PPV-Event, das sämtliche Aufmerksamkeit auf sich zog. Dadurch geriet der vielversprechende Kampf zwischen Altin Zogaj (16-0) und Alexander Rigas (20-3) etwas aus dem Fokus.
Durchaus schade, denn beide Boxer verfügen über beachtliche Qualitäten, repräsentieren Süddeutschland und wollten es im Ring richtig krachen lassen. Insbesondere Rigas gab sich vor dem Kampf kämpferisch und schwor seine Anhänger ein: „Die Hütte wird brennen!“, und das tat sie auch am Samstagabend in Stuttgart.
Zogaj mit boxerischem Oberwasser sichert sich den knappen Punktsieg
WBA-Continental-Europe: Altin Zogaj (GER) – Alexander Rigas (GER)
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Gekämpft wurde um die WBA-Europameisterschaft im Halbschwergewicht. Die Ausgangslage war jedoch eindeutig: Altin Zogaj war nicht nur der Hauptkämpfer, sondern zugleich auch der Veranstalter des Events in der Scharrena in Stuttgart. Ihm gegenüber stand der motivierte Weilheimer Alexander Rigas, der unbedingt diesen Titelkampf gewinnen und sich in die erweiterte Weltspitze vorkämpfen wollte. Einfach würde das jedoch nicht werden, denn Zogaj verfügte neben boxerischer Klasse auch über Reichweitenvorteile.
Das zeigte sich von Beginn an im Kampf. Zogaj blieb überwiegend auf Distanz und brachte immer wieder seinen gestochen scharfen Jab ins Ziel. Rigas hatte Probleme, die richtige Distanz zu finden, drängte jedoch unermüdlich nach vorne. Die ersten Runden gehörten eindeutig Zogaj, der mit seinen Jabs den Kampf bestimmte und immer wieder durch die Innenbahn kam. Rigas hielt seine Deckung oft tief, was die Trefferquote von Zogaj begünstigte. Ab der dritten Runde versuchte Rigas, den Kampf physischer zu gestalten, pirschte sich an Zogaj heran, und es kam immer wieder zu wilden Clinch-Situationen. Dem Weilheimer konnte man das Bemühen nicht absprechen, doch klare Treffer gelangen ihm nur selten, da seine Aktionen nicht ausreichend vorbereitet wurden.
Zogaj boxte kontrolliert, nutzte aber auch gelegentliche Momente, um Rigas an den Seilen zu stellen. Währenddessen ging das Stuttgarter Publikum voll mit und jubelte frenetisch. Trotz der geringen Effizienz seitens Rigas war es für Zogaj kein leichter Kampf, da er ständig mit dem bulligen und teils unorthodox agierenden Weilheimer beschäftigt war. Der Kampf ging in die Schlussphase, und Zogaj lag bis zu diesem Zeitpunkt deutlich in Führung.
Rigas liefert ein starkes Finish und holt auf
WBA-Continental-Europe: Altin Zogaj (GER) – Alexander Rigas (GER)
© Torsten Helmke
In Titelkämpfen ist eine starke Schlussphase besonders wichtig – das wusste auch Rigas, der von Magomed Schaburow betreut wurde. Auf der Gegenseite standen Altin Zogaj und Conny Mittermeier, der einen etwas nachlassenden Lokalmatador sah. In den späteren Runden kam von Zogaj etwas weniger. Zwar war die siebte Runde noch gut, in der Rigas einen Cut am Auge erlitt, doch der Weilheimer schien sein eigenes Blut geleckt zu haben und startete eine große Schlussoffensive.
Von da an kam Rigas immer besser in Schlagdistanz und konnte mit seiner beachtlichen Physis den Kampfverlauf zunehmend bestimmen. Zwar gelang es ihm weiterhin nicht, den agilen Zogaj effektiv zu stellen, doch er machte es deutlich besser als zuvor.
Das führte schließlich zu engeren Scorecards, die aber einstimmig Altin Zogaj vorn sahen – mit 2× 96-94 und 97-93. Es waren faire und nachvollziehbare Wertungen. Zogaj war der boxerisch überlegene Mann, der den Kampf mit seinem Jab aus der Distanz kontrollierte. Rigas hingegen ging ein hohes Tempo, bewies Kämpferherz und hatte seine Momente, doch es reichte nicht ganz zum Sieg. Unabhängig davon sah Stuttgart einen guten Hauptkampf zwischen zwei vorbildlichen und engagierten Boxern.
Nach dem Titelgewinn sagte Zogaj zuversichtlich:
„Ich glaube, bei mir könnte es noch weiter vorwärtsgehen gehen, aber das war ein erster guter Schritt – die Europameisterschaft. Und jetzt geht es ganz nach oben!“
Simon Zachenhuber holt sich einen weiteren Sieg und träumt von großen Kämpfen
Simon Zachenhuber (GER) – Robert Talarek (GER)
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Doch nicht nur der Hauptkampf war prominent besetzt – auch die Undercard hatte einige hochkarätige Namen zu bieten. Darunter Simon Zachenhuber (26-0), der als eine der großen Boxhoffnungen Deutschlands gilt. Der sympathische Erdinger hat stets ein Lächeln auf dem Gesicht, doch im Ring wird seine Miene ernst – und die Schläge hart. Das musste auch der Pole Robert Talarek (29-27-3) spüren, der schließlich in der dritten Runde gestoppt wurde.
Es war nicht der erhoffte große Kampf für Zachenhuber, aber ein weiterer Baustein auf dem Weg zur internationalen Spitze. Zuvor hatte er mit großen Fights geliebäugelt – IBF-Weltmeister William Scull (23-0) und Boxlegende Felix Sturm (45-6-3) waren als mögliche Gegner im Gespräch. Daraus wurde jedoch nichts, weshalb die intensive Trainingsphase in einem kleineren Kampf in Stuttgart genutzt wurde.
Der Blick in die Zukunft bleibt dennoch ambitioniert. Nach dem Kampf sagte Zachenhuber:
„Der nächste große Meilenstein ist uns leider selbstverständlich abhandengekommen. Die Weltmeisterschaft mit William Scull – der kämpft nun in Saudi-Arabien um alle Titel. Das ist auch verständlich, dass er den Kampf angenommen hat. Ich habe aber immer noch ganz große Hoffnungen in das deutsche Profiboxen und glaube fest daran, dass die großen Zeiten im deutschen Profiboxen wiederkommen können – auch mit einem TV-Sender.“
Emre Cukur und Fai Phannarai sind ebenfalls erfolgreich
Fai Phannarai (GER) – Milena Koleva (GER)
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Auch Fai Phannarai (16-0) und Emre Cukur (24-3-1) konnten auf der Undercard Siege einfahren. Cukurs tansanischer Kontrahent nahm diese Rolle jedoch nicht an und hatte sicherlich manche Ambitionen in Stuttgart vorzuweisen – das Kämpfen hingegen zählte nicht dazu. Zudem sicherte sich Michael Rigas (10-0) seinen zehnten Profierfolg mit einem vorzeitigen Sieg.
Die gesamte Veranstaltung ist kostenlos auf Altin Zogajs YouTube-Kanal verfügbar.