Stimmung und Flair kann man nicht kaufen.
Ein Bericht von Ebby Thust
Es gibt überhaupt keine Zweifel, die Saudis, an der Spitze mit ihrem Top-Investor Turki Al al-Sheikh, haben der Boxwelt in den letzten beiden Jahren die größten und vor allem für die Boxer selbst die lukrativsten Kämpfe ermöglicht.
Kämpfe die die Welt nie gesehen hätte, finanzieren die Saudis mit ihrem hunderte Millionen Dollar Budged. Boxpromoter Legende Bob Arum sagte in der letzten Woche, dass Riad in Saudi-Arabien längst Las Vegas als das Mekka des Boxsports den Rang abgelaufen hätte. Aber stimmt das auch? Vielleicht oder sogar auch sicher, mit den Kampfpaarungen, die sie mit ihrem vielen Geld zusammenstellen. So war etwa das „Rahmenprogramm“, bei ihrer letzten Veranstaltung einfach einmalig und noch nie da gewesen. Diese FightCard vom 1. Juni „Rahmenprogramm“ zu nennen ist fast schon eine Beleidigung. Jeder einzelne dieser Kämpfe die auf dieser FightCard standen, wären in jeder anderen Stadt dieser Welt ein eigenständiger Hauptkampf gewesen.
Alles ist gut, teils sogar monumental, die Saudis schenken der Boxwelt die größten Kämpfe, aber wer die Live-Übertragungen aus Riad, Saudi-Arabien dann an seinem TV zu Hause anschaut, dem muss inzwischen doch auch aufgefallen sein, dass da etwas in der „Kingdom Arena“ in Riad nicht gestimmt hat.
Erstmal war die gesamte Halle zu zwei Drittel leer, wo waren die Zuschauer? In England oder Las Vegas wären für solch eine hochwertige Veranstaltung die Eintrittskarten für die Telekom-Arena in Vegas mit über 20.000 Zuschauer oder selbst für das Londoner Wembley-Stadion mit bis zu 90.000 Zuschauer innerhalb kürzester Zeit total vergriffen und ausverkauft.
Ich habe gerade bei der letzten Saudi-Veranstaltung darauf geachtet, wer da direkt um den Ring herum saß. Natürlich einige Weltstars der Boxszene die von den Saudis eingeladen oder besser gesagt dafür bezahl wurden, dass sie am Ring saßen, aber um diese paar Spitzenboxer die am Ring saßen waren die ersten 10 Reihen mit arabischen Einheimischen besetzt, meist in arabischer Landestracht, aber diese Leute machten den Eindruck als hätten die kommen müssen, nur dass die Plätze um den Ring besetzt waren.
Keiner dieser saudischen Pflicht-Zuschauer machte mir den Eindruck, als wäre er daran interessiert was da im Ring passiert. Teils liefen diese Zuschauer während des Kampfes ziellos herum und mindesten 80% hatten ihr mobiles Handy in der Hand und es machte für mich den Eindruck, als würden diese Leute gerade ein Computerspiel auf ihrem iPhone spielen, während die Weltstars der Boxszene im Ring ein Feuerwerk abbrannten.
Dann ist mir noch etwas aufgefallen, dass zum Beispiel beim WM-Kampf von Dmitriy Bivol eine grölende Menge im Hintergrund zu hören war und selbst immer wieder Sprechchöre „Bivol, Bivol“, aber die Halle war doch weit über die Hälfte leer, ich frage mich dann, welche Boxfans haben denn diesen Beifall gespendet und zudem Bivol noch angefeuert?
Jetzt weiß ich wie das alles ging, denn ich habe von Insidern bestätigt bekommen, dass diese Zuschauerstimmung, die Bivol, Bivol Rufe und das Klatschen über die Hallenakustik via Band eingespielt wurden. Unglaublich, unvorstellbar aber wohl wahr. Genau das kritisiert und bestätigt auch der große englische Champion Carl Froch in seinem gestrigen Auftritts in seinem YouTube-Kanal:
Die britische Boxlegende Carl Froch ist enttäuscht von der Heuchelei von Boxern und Promotern, die an Boxabenden in Riad, Saudi-Arabien teilnehmen, die vom Top-Investor Turki Al al-Sheikh organisiert werden.
Wir sprechen auch über die letzte Show dort – 5 vs. 5: Hearn vs. Warren. Froch gab in seinem YouTube-Kanal zu, dass er der ständigen Heuchelei müde ist: „Ich kümmere mich nicht um all diese Gespräche, dass es eine angeblich unglaubliche Atmosphäre gibt. Sehen sie sich die Sendung selbst an. Die Menschen rennen ständig hin und her und achten nicht darauf, was im Ring passiert. Zum Beispiel war ich schockiert von dem, was ich dort gesehen habe“.
„Keiner kümmerte sich nicht um die Kämpfe“, ist Froch sicher. Das interessiert dort doch Niemand was im Ring passiert. Aber es waren tolle Kämpfe. Aber alle saßen nur da und starrten auf ihre Telefone. Hören wir doch einfach auf, so zu tun, als gäbe es eine „unglaubliche Atmosphäre“. Sag mir nicht, dass sich die Atmosphäre dort nicht von der Atmosphäre auf den Tribünen von Wembley oder der O2 Arena unterscheidet. Nichts und niemand auf der Welt ist mit der britischen Öffentlichkeit vergleichbar. Da die britische Hardcore-Publikum die Unterstützung von ihren Boxern in die Hallen kommen, ist es eine unglaubliche Leidenschaft, die an die Boxer weitergegeben wird.“
Wie es aussieht kann man mit Geld wohl fast alles kaufen. Die Saudis haben es geschafft, das Tyson Fury vs. Oleksander Usyk um den unbestritten Titel boxen. Alleine dieser Kampf hat die Saudis etwa 150 Millionen Dollar gekostet, aber Hallen-Atmosphäre und den Flair einer ausverkauften Halle kann man mit Geld wohl doch nicht kaufen. Die Saudis werden jetzt auch erstmals in den USA und im September im Londoner Wembley Stadion veranstalten. Und ich hoffe, dass sie überrascht sind von der Stimmung und der Atmosphäreeiner ausverkauften Boxhalle voller „echter“ Boxfans. Carl Froch sagte noch: „Selbst in der kleinen Londoner „York Hall“ ist mehr los als in der „Kingdom Arena“ in Riad.
Ich kann dazu nur sagen, recht hat er!