Albon Pervizaj: Warum ich nach 2,5 Jahren wieder in den Ring steige

Der Schwergewichtler Albon Pervizaj spricht über seine persönliche Entwicklung, neue Ziele und die Liebe zum Boxsport.

Nach mehr als 2,5 Jahren Pause kehrt Schwergewichtler Albon Pervizaj (18-1, 13 KOs) zurück in den Ring. Im exklusiven Interview mit BOXEN1 spricht der 29-Jährige über seine Beweggründe, seine Entwicklung abseits des Sports und seine Zukunftspläne.

Ein Leben für den Boxsport

„Ich liebe den Boxsport. Ich habe mein ganzes Leben auf Basis des Boxens aufgebaut. Alles, was ich heute auch neben dem Boxen tue, ist mit meiner Person als Sportler verknüpft,“ erklärt Pervizaj und betont damit seine tiefe Verbindung zum Sport, die ihn seit seiner Kindheit begleitet.

 

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Rückzug aus strategischen Gründen, Mentale Stärke durch neue Perspektiven

Seit 2022 stand der gebürtige Hamburger nicht mehr im Ring – eine lange Zeit für einen Boxer. Während der Pause entschied sich Pervizaj bewusst für einen Rückzug aus dem Ring. „Ich habe mich bewusst zurückgezogen, um mich wirtschaftlich unabhängig zu machen und um meine Karriere selbst in die Hand nehmen zu können. Ich war die leeren Versprechen der Menschen leid.“ Dieser Schritt ermöglichte es ihm, die Kontrolle über seine berufliche Zukunft zu übernehmen und sich von externen Einflüssen zu lösen.

Die Pause veränderte auch seine mentale Einstellung zum Boxen. „Ich weiß, was ich kann und wozu ich fähig bin. Ich habe jetzt endlich eine Ausgangssituation, in der ich mich wohlfühle, und baue darauf auf. Ich boxe gerade nicht, um mich zu finanzieren oder um mein Leben abzusichern. Ich boxe wirklich nur aus Überzeugung und Liebe zum Sport. Das tut mir mental sehr gut.“

Neuer Trainer, neues Umfeld

Rein in den Ring, Hamburg, 18.09.2021
Intern. Deutsche Meisterschaft, Schwergewicht: Albon Pervizaj (GER) – Habib Vuqiterna (AUT)
© Torsten Helmke

Für sein Comeback hat Pervizaj auch im Training neue Wege eingeschlagen. „Ich bin nach Düsseldorf gezogen und trainiere hier mit Coach Anil, der unter anderem Younes Zarraa seit zwei Jahren trainiert. Younes kenne ich bereits aus Amateurzeiten, und ich habe bei ihm eine sehr positive Entwicklung gesehen. Während meiner Pause stand ich in Kontakt mit Younes, und so entstand die Verbindung. Bis jetzt bin ich sehr zufrieden mit meiner Entscheidung. Coach Anil arbeitet sehr individuell und geht auf die Sportler ein.“

Trotz der langen Auszeit blieb Pervizaj in guter Verfassung. „Ich habe mich dennoch ganz gut fit gehalten. Mein Gewicht ist nicht hochgeschossen, wie es bei vielen anderen Sportlern der Fall ist. Somit geht es mit Vollgas weiter.“

Ambitionen im Schwergewicht

Mit Blick auf die Zukunft zeigt sich Pervizaj ehrgeizig. „Erstmal möchte ich erfolgreich mein Comeback bestreiten und wieder regelmäßig im Ring zu sehen sein. Ich plane, mich mit Struktur und Zielstrebigkeit in den Ranglisten nach oben zu boxen. Es passiert momentan viel im Boxsport, besonders im arabischen Raum. Ich denke, ich kann und werde dort gut Fuß fassen.“

Auch die Reflexion über seine bisherige Karriere spielt für Pervizaj eine wichtige Rolle. „Ich habe eine Niederlage, bei der ich einen großen Fehler gemacht habe: Ich habe eine Lungenentzündung nicht lange genug auskuriert und konnte dann im Ring nicht meine gewohnte Leistung abrufen. Das muss ich für mich persönlich gerade rücken. Der Rest wird sich ergeben.“

Albon Pervizaj verliert gegen Dusan Veletic

Pervizaj schätzt die aktuelle Situation im internationalen Schwergewicht als vielversprechend ein. „International ist es aktuell sehr spannend. Es gibt viel Bewegung im Schwergewicht. Ich erkenne einen Trend, der mir gefällt: Die Mentalität, dass Boxer nicht verlieren dürfen, verschwindet langsam aus den Köpfen der Menschen. Dadurch entstehen immer bessere Kämpfe auf Augenhöhe.“

Das Comeback mit neuer Energie

Mit großer Entschlossenheit blickt der Schwergewichtler seinem Comeback entgegen. „Ich kenne es, ich habe es genossen, und ich werde es noch einmal mit all meinen Ressourcen anstreben. Ich bin mir sicher, dass es diesmal noch besser klappen wird als jemals zuvor. Ich definiere mich jedoch nicht darüber. Ich war schon immer ‚jemand‘ – sei es auf dem Schulhof als Kind, auf dem Bolzplatz oder anderswo. Ich habe schon immer den Respekt der Menschen erhalten, egal in welcher Altersklasse.“

Die letzten Jahre haben Albon Pervizaj auch privat reifen lassen. „Privat ist sehr viel passiert. Ich glaube, ich bin ein noch kompletterer Mensch geworden. Das wird mir auf meinem sportlichen Weg helfen.“

Rein in den Ring, Hamburg, 18.09.2021
Intern. Deutsche Meisterschaft, Schwergewicht: Albon Pervizaj (GER) – Habib Vuqiterna (AUT)
© Torsten Helmke

Mit einem klaren Fokus auf die Zukunft und der Liebe zum Sport ist Albon Pervizaj bereit, sich erneut im Schwergewicht zu beweisen und seinen Platz in der internationalen Szene zu finden. Ob er Angebote von Promotions erhalten hat? „Einige“, gab er im Gespräch mit uns zu Protokoll. Bald soll bekanntgegeben werden, wohin es ihn verschlagen hat und wann er wieder in den Ring steigt.

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