Boxen1-Interview: Ünsal Arik über das WM-Duell zwischen Maurice Weber und Jack Culcay

Ünsal Arik

Exklusiv-Interview unserer Boxen1 Redakteurin Sandy Spiess

Fotos: Ünsal Arik

Am 9.5. findet in der Frankfurter Festhalle ein großes Sat1-Event der Sturm-Boxpromotion statt. Nicht nur Promoterboss Felix Sturm hat an diesem Abend als Hauptkampf eine WM-Chance, auch sein bester Kumpel und zugleich Stallkollege Maurice Weber steht vor dem wohl wichtigsten Kampf seiner Karriere. Der 33-jährige Kölner Weber hat bisher 23 Kämpfe, davon 21 Siege (8 durch K.O.), 1 Niederlage und 1 Unentschieden und hat bisher einen Titel erboxt, die deutsche Meisterschaft. Nun bietet sich im Kampf gegen Sauerland-Boxer Jack Culcay (20 Kämpfe, 19 Siege (10 durch K.O.), 1 Niederlage) die große Chance den WBA-Interims-WM-Titel im Halbmittelgewicht zu gewinnen.

Ünsal ArikDieses angesetzte Duell „Culcay vs. Weber“ erhitzt die Gemüter bei Ünsal Arik (34), einem Boxer der am liebsten selbst diesen WM-Kampf geführt hätte.

Wir von Boxen1 haben ein exklusives Interview mit Ünsal Arik geführt und ihn zu Wort kommen lassen.

Ünsal Arik über den Kampf von Maurice Weber gegen Jack Culcay

Boxen1: Was stört dich an dem Duell Culcay vs. Weber?

Ünsal Arik: „Ich habe in der Vergangenheit schon mal meine Bereitschaft geäußert, gegen Maurice Weber zu boxen. Damals bekam ich das Angebot 2-3 Wochen vorher, das war mir leider für eine perfekte Vorbereitungszeit zu knapp. Sie haben aber trotzdem weiterhin großes Interesse an mir ausgesprochen.

Plötzlich wollen Sie mich nicht mehr und beschimpfen mich als Aufbaugegner. Klar, mir ist bewusst dass ich lange inaktiv war. Ich bin aber trotzdem noch ein guter Boxer und kann oben mitmischen. Als Aufbaugegner sehe ich mich nicht, das ist unfair.

Ich frage mich wiederum wie Weber es überhaupt plötzlich in die Top 15 geschafft hat und wie er das Recht erhalten hat um diese WM zu boxen? Ob das mit rechten Dingen zugeht? Ich war einige Plätze vor Maurice geranked, bis ich leider wegen Inaktivität rausgeflogen bin. Ich habe schon bessere und stärkere Gegner geboxt als Maurice sie je hatte. Er hatte auch noch nie nen gescheiten Titel, außer seinen deutschen Meisterschaftsgürtel. Er soll mal auf dem Boden bleiben hier. Er hat halt Glück dass seine Boxpromotion mit dem großen Sender SAT1 im Rücken unterstützt wird. Sat1 ist ja auch froh wenn es große Kämpfe gibt in den eigenen Reihen. Ich kenne und respektiere das Geschäft, im Boxsport ist es eben so: wer Geld und Macht hat wird genommen.

Aus sportlicher Sicht kann nur sagen, in Deutschland gibt es würdigere Boxer für solch ein Duell und das sind zum Beispiel Besar Nimani und ich.“

Boxen1: Was glaubst du wer gewinnt das Duell Jack Culcay vs. Maurice Weber?

Ünsal Arik: „Rein boxerisch sehe ich Jack Culcay als Favorit. Ich bete aber für denjenigen, der anschließend seinen Titel gegen mich verteidigen würde. Dann machen wir den Kampf und der WM-Gürtel gehört dann danach mir (lacht).“

Boxen1: Wie geht es nun weiter, was tust Du um einen Kampf gegen Maurice Weber zu bekommen?

Ünsal Arik: „Mit Felix Sturm habe ich auf Twitter geschrieben. Er ist ja der Promoter von Maurice Weber. Bisher war Felix immer korrekt zu mir. Ich respektiere ihn sehr, er hat es auch nicht leicht und boxt nicht immer die einfachsten Leute. Für seine jetzige WM-Chance holt er sich auch ’nen ganz starken Gegner nach Frankfurt. Ich hoffe dass Felix Sturm ein Ehrenmann ist und zu seinem Wort steht und er mir als Promoter die Chance gibt gegen Maurice Weber zu kämpfen.

Ich werde mein Bestes geben und ihre Forderung erfüllen und im Ring aktiv bleiben. Ich hoffe natürlich sehr, dass ich bei meinem kommenden Kampf gewinne und somit eine bessere Basis biete um an große Kämpfe heran zu kommen.“

Sympathie und Freundschaft mit Boxkollege Besar Nimani

Ünsal Arik - GürtelBoxkollege und Kumpel Besar Nimani hat am 11.4. eine bittere Niederlage durch TKO hinnehmen müssen. Er selbst hat schon mehrfach verkündet gerne gegen Jack Culcay oder Maurice Weber zu boxen. Ünsal Arik war bei seiner überraschenden Niederlage live dabei und stand Besar Nimani zur Seite. „Sehr schade dass er verloren hat. Er wird aber weiter machen und stärker zurück kommen. Diese Niederlage ist bitter aber es war mit Sicherheit eine gute Lektion für ihn, denn so wird ein Boxer ermahnt dass er alles dafür tun muss dass so etwas nicht mehr passiert. Man wird ehrgeiziger und reifer dadurch. Glück im Unglück sozusagen. Grundsätzlich ist Besar Nimani der stärkste von uns, einer der besten Boxer in dieser Gewichtsklasse!“, so Ünsal Arik. Obwohl die beiden in der selben Gewichtsklasse – dem Halbmittelgewicht – boxen, und sie somit Konkurrenten sind, verbindet die beiden eine enge Freundschaft.

Boxen1: Wärst Du bereit gegen Deinen Kumpel Besar Nimani zu boxen? Ihr seid ja in der gleichen Gewichtsklasse.

Ünsal Arik: „Nein, wir sind einfach zu gute Kumpels. Ein Kampf zwischen uns würde nur Sinn machen, wenn es ein großer Titelkampf wäre und es sich zudem finanziell für uns beide lohnen würde.“ Für die Zukunft strebt er aber an, mit Besar Nimani und dessen Boxpromotion zusammen zu arbeiten. Auch wenn wir karriere- und boxtechnisch viel einstecken mussten, können wir immer noch oben mitmischen.

Neuigkeiten über Ünsal Ariks Boxkarriere

Ünsal Arik - KampfÜnsal Arik gehört nach wie vor keinem Boxstall an und hat keinen Promoter, er ist selbständig tätig als Berufsboxer. „Da mache ich mir nichts vor, mir ist bewusst dass ich als 34-jähriger kein Angebot mehr bekommen werde in einen Boxstall aufgenommen zu werden. Ich habe zum Glück einen neuen Sponsor aus Frankfurt. Er ermöglicht es mir dass ich derzeit vom Boxen leben und mich nur auf den Sport konzentrieren kann.“

In seiner Karriere gab es einige Rückschläge. Sein letzter Kampf ist lange her, er stand am 22.03.2014 das letzte Mal im Ring. Seither hat sich boxerisch nicht viel getan. Der Grund dafür ist skurril: der Regensburger Ünsal Arik hat in der Türkei einen Skandal ausgelöst, in dem er dem mächtigen Regierungschef Erdogan angelegt und öffentlich gegen ihn protestiert hat. „Ich bin in der Türkei verhaftet worden und habe mir jede Menge politischen Ärger eingehandelt. Ich war auch danach sehr viel politisch unterwegs und konnte mich nicht mehr auf das Boxen konzentrieren. Es hat mich daher karrieretechnisch sehr zurück geworfen. Ich musste eine Zwangspause von über einem Jahr machen und bin dadurch aus den Ranglisten geflogen. Dennoch bereue ich es nicht was ich getan habe. Ich sollte aber besser so schnell nicht mehr in die Türkei gehen (lacht).“

Um das Boxen wieder voran zu treiben, wird Ünsal Arik als nächstes am 9. Mai in Hildesheim in den Ring steigen, und mit Valentyn Kuts um den vakanten Interims-Titel der WBU boxen. „Leider gibt es keinen Livestream für diesen Kampf, kein Sender möchte mich ausstrahlen wegen meinem politischen Skandal.“

Für die Wettkampfvorbereitungen hat sich Ünsal Arik einen neuen Trainer zugelegt. Er wird seit ca. 6 Wochen von dem 31-jährigen Varol Vekiloglu trainiert. Dieser ist selbst ein bekannter Boxer und hat u.a. mit Firat Arslan und Robert Rolle im Ring gestanden. Er arbeitet zusätzlich als Personal-Trainer und stellt sich nun der Herausforderung, Ünsal Arik für die Titeljagt fit zu machen. „Wir verstehen uns gut und kennen uns privat schon seit über 6 Jahren. Seit ich beschlossen habe, mein boxerisches Comeback zu bestreiten, habe ich sofort an ihn gedacht und ihn in´s Boot geholt. Ich bin froh dass es geklappt hat und er mich nun trainiert.“ Für das Training reiste der in Frankfurt lebende Ünsal Arik extra nach Berlin, um zweimal täglich trainieren zu können.

Vielen Dank an Ünsal Arik für das freundliche Interview mit Boxen1.

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